Klinische Neurophysiologie 2013; 44 - P127
DOI: 10.1055/s-0033-1337268

Mismatch Negativität und emotionale Prosodie bei schizophrenen Patienten

C Norra 1, H Thönneßen 2, E Köhler 1, J Ostermann 1
  • 1Ruhr-Universität Bochum, LWL-Universitätsklinikum, Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Präventivmedizin, Labor für Klinische Neurophysiologie, Bochum, Deutschland
  • 2Forschungszentraum Jülich, Institut für Neurowissenschaften und Medizin, Physik der Medizinischen Bildgebung, Jülich, Deutschland

Einleitung: Die Mismatch Negativität (MMN) wird als Subtraktionswelle akustischer ereigniskorrelierter Potentiale generiert, wenn in der vorbewussten, kortikalen Informationsverarbeitung abweichende Stimuli prozessiert werden. Insbesondere schizophrene Patienten weisen eine verminderte MMN auf. Dies gilt auch für die neuartigen optimierten MMN-Paradigmen mit multiplen abweichenden Stimuli (Näätänen et al. 2004), wo wir ein solches Defizit auch bei schizophrenen Patienten demonstrieren konnten (Thönneßen et al. 2008). Die Weiterentwicklung dieser kognitiven Paradigmen mit prosodischen Stimuli ermöglicht auch, den frühen kortikalen Einfluss emotionaler Komponenten auf die MMN-Informationsverarbeitung zu untersuchen (Thönneßen et al. 2010). In dieser Studie sollen nun schizophrene Patienten, die neben produktiven Symptomen wie Wahn und Sinnestäuschungen mittel- und langfristig vor allem durch ihre Negativsymptomatik wie der affektiven Verflachung beeinträchtigt, untersucht werden.

Material/Methode: 21 stationäre schizophrene Patienten (ICD-10: F20.x) und 21 gesunde Probanden wurden unter Ableitung eines Multikanal-EEG mit traditionellen („oddball“) und optimierten akustischen MMN-Paradigmen, basierend auf emotionalen Pseudowörtern, untersucht. Die Pseudowörter entstammen dem Magdeburger Prosodie-Korpus und wurden in unterschiedlicher emotionaler Prosodie (neutral, fröhlich, wütend, traurig) sowie einem geschlechtsalternierenden Sprecher eingespielt. Psychometrische Daten wurden mit Selbst- und Fremdbeurteilungsinstrumenten (Beck Depressions Inventar BDI, Brief Symptom Inventary BSI, Positiv und Negative Syndrom Skala PANSS) erhoben

Ergebnisse: Bei schizophrenen Patienten wurde, am deutlichsten im optimierten MMN Paradigma, eine geringere prosodische MMN bei fröhlichen und traurigen Pseudowörtern gegenüber den gesunden Kontrollen beobachtet, jedoch nicht auch für die Kategorie Wut. Die Ergebnisse blieben auch nach Betrachtung der Effekte von Alter und Geschlecht signifikant. Für verschiedene psychometrische Variablen fanden sich negative Korrelationen mit der MMN in der Gruppe der Patienten, hier vornehmlich in Korrelation zum Oddball-Paradigma, und unabhängig von der emotionalen Valenz.

Diskussion: Erstmals konnte gezeigt werden, dass die frühe kortikale Informationsverarbeitung der prosodischen MMN bei schizophrenen Patienten beeinträchtigt ist. Zusammenfassend erweist sich die emotionale prosodische MMN als ein wertvolles Werkzeug für die Untersuchung der basalen emotionalen Informationsverarbeitung (submitted).