Einleitung:
Die Morris Water Maze (Morris, 1981, 1984) ist das am häufigsten verwendete Testparadigma
zur Untersuchung hippocampus-abhängigen räumlichen Lernens bei Labormäusen und -ratten.
In den letzten Jahren wurde die Water Maze als computerbasierte Simulation für die
Verwendung in Humanstudien adaptiert. Die Ergebnisse sowohl tierexperimenteller Forschung
als auch klinisch läsionsbasierter und funktioneller Studien am Menschen legen eine
besondere Relevanz des Hippocampus und präfrontaler Hirnstrukturen für räumliches
Lernen nahe.
Methode:
Im Rahmen eines quasi-experimentellen Designs wurden 2 Patientengruppen mit erworbener
Hirnschädigung entweder in (para-) hippocampalen oder präfrontalen (orbitofrontaler
und medial präfrontaler Kortex) Hirnregionen (morphologisch anhand 3T MRT, 3D-T1-gewichteter
MP-RAGE nachgewiesen) in einer an 2 aufeinanderfolgenden Tagen durchgeführten virtuellen
Water Maze Aufgabe sowie in weiteren neuropsychologischen Testverfahren zu den Bereichen
Aufmerksamkeit, Gedächtnis und exekutive Funktionen getestet. Die Ergebnisse wurden
mit denen gesunder, gematchter Kontrollprobanden verglichen.
Ergebnisse:
Erste Ergebnisse zeigten signifikante und spezifische Defizite von Patienten mit (para-)
hippocampalen Läsionen in der virtuellen Water Maze Aufgabe. Während die Fähigkeit
zum Erlernen der Plattformposition grundsätzlich erhalten war, fanden sich Hinweise
auf eine beeinträchtigte Konsolidierungsleistung. Demgegenüber erreichten Patienten
mit Läsionen in der präfrontalen Region Kontrollniveau. Regressionsanalytische Ergebnisse
wiesen zudem auf eine Beteiligung des mittel- und längerfristigen Behaltens, der Handlungsplanung
und -kontrolle sowie des Arbeitsgedächtnisses an räumlichem Lernen hin.
Diskussion:
Die beobachteten Defizite infolge (para-) hippocampaler Hirnläsionen legen eine mangelnde
flexible Verwendung von Landmarken und ihren räumlichen Konfigurationen nahe. Insgesamt
unterstützen die Ergebnisse den Einsatz computerbasierter Simulationen der Morris
Water Maze in der Untersuchung hippocampus-abhängiger räumlicher Orientierung und
räumlichen Lernens beim Menschen.
Referenzen:
Morris, R. G. M. (1981). Spatial localization does not require the presence of local
cues. Learning and Motivation, 12(2), 239 – 260.
Morris, R. G. M. (1984). Developments of a water-maze procedure for studying spatial
learning in the rat. Journal of Neuroscience Methods, 11(1), 47 – 60.