Klinische Neurophysiologie 2013; 44 - P107
DOI: 10.1055/s-0033-1337248

Motorkortikale Modulationen im Beta-Frequenzband durch Aktionsverben

V Niccolai 1, A Klepp 1, H Weissler 1, A Schnitzler 1, K Biermann-Ruben 1
  • 1Institut für Klinische Neurowissenschaften und Medizinische Psychologie, Düsseldorf, Deutschland

Einleitung: Im Rahmen der „Grounded Cognition“-Theorie spielen Hirnareale, die an der Ausführung einer Tätigkeit beteiligt sind, auch bei der Verarbeitung von Sprache eine Rolle. Studien mit funktioneller Bildgebung konnten zeigen, dass während sprachlicher Verarbeitung von Tätigkeiten motorische und prämotorische kortikale Areale aktiviert werden. Unklar ist, ob die Verarbeitung tätigkeitsbezogener Sprache von Modulationen im Beta-Frequenzband (15 – 25 Hz) begleitet wird, wie es für tatsächliche Bewegungen und die Beobachtung von Bewegungen beschrieben wurde (Koelewijn et al., 2008). In unserer Studie erwarteten wir eine somatotope Modulation der Beta-Oszillationen in motorischen Arealen durch Aktionsverben der Hände und Füße.

Material/Methode: Die Hirnaktivität von 15 rechtshändigen Probanden wurde mittels Magnetenzephalografie (MEG) aufgenommen. Als zwei experimentelle Bedingungen wurden Aktionsverben der Hände (H) und der Füße (F) visuell dargeboten; Verben ohne Körperbewegung (N) dienten als Kontrollbedingung. Zusätzlich wurden andere Aktionsverben (10%) und Pseudowörter (10%) präsentiert, auf die die Probanden im Sinne einer lexikalischen Entscheidung mit lateralen Augenbewegungen reagieren sollten. Die statistische Signifikanz zwischen Experimental- und Kontrollbedingung hinsichtlich der Beta-Modulation wurde mit einem Randomisierungstest überprüft (Maris und Oostenveld, 2007).

Ergebnisse: Die Experimentalbedingungen H und F zeigten im Vergleich zu N eine stärkere Suppression im Beta-Frequenzband um 150 bis 500 ms nach Beginn der Wortpräsentation. Dabei war die Beta-Power in linkshemisphärischen lateral-frontoparietalen Sensoren über der sensomotorischen Repräsentation der rechten Hand zwischen H und N verschieden (p = 0,04). Der F-N Unterschied trat an bilateral zentralen Kanälen über der sensomotorischen Repräsentation beider Füße auf (p = 0,03).

Diskussion: Beta-Oszillationen, die durch tatsächliche Bewegungen somatotop supprimiert werden, wurden hier durch das Lesen von Aktionsverben somatotop supprimiert. Unsere Ergebnisse sprechen für die funktionelle Rolle motorischer Areale bei der Sprachverarbeitung im Rahmen der „Grounded Cognition“-Theorie.

Referenzen:

Koelewijn, T., van Schie, H.T., Bekkering, H., Oostenveld, R. & Jensen, O. (2008). Motor-cortical beta oscillations are modulated by correctness of observed action. Neuroimage, 40(2): 767 – 75.

Maris, E. & Oostenveld, R. (2007). Nonparametric statistical testing of EEG- and MEG-data. Journal of Neuroscience Methods, 164(1): 177 – 190.