Klinische Neurophysiologie 2013; 44 - P103
DOI: 10.1055/s-0033-1337244

Neuronale Korrelate der kognitiven Dysfunktion bei Tauopathien und Erkrankungen des Lewykörperspektrums: Kombiniertes Assessment mittels [18F]FDG-PET und CERAD-Testbatterie

S Hellwig 1, 2, L Frings 3, 4, T Bormann 2, A Kreft 5, F Amtage 2, C Weiller 2, WA Weber 5, O Tüscher 6, PT Meyer 5
  • 1Universitätsklinik Freiburg, Psychiatrie, Freiburg, Deutschland
  • 2Universitätsklinik Freiburg, Neurologie, Freiburg, Deutschland
  • 3Universitätsklinik Freiburg, Zentrum für Geriatrie und Gerontologie, Freiburg, Deutschland
  • 4Universitätsklinik Freiburg, Strahlenheilkunde, Freiburg, Deutschland
  • 5Universitätsklinik Freiburg, Nuklearmedizin, Freiburg, Deutschland
  • 6Universitätsklinik Mainz, Psychiatrie, Mainz, Deutschland

Ziel: Eine kognitive Störung findet sich häufig bei Patienten mit Erkrankungen des Lewykörperspektrums (LBS), aber auch bei atypischen Parkinson-Syndromen (APS) wie der Progressiven Supranukleären Blickparese (PSP) und der Corticobasalen Degeneration (CBD). Frühere Studien erbrachten widersprüchlich Resultate hinsichtlich der Charakteristika und des Ausmaßes der kognitiven Dysfunktion bei den o.g. Krankheitsbildern. Wir untersuchten daher krankheitsspezifische kognitive Profile bei LBS und Tauopathien (PSP/CBD) anhand der Consortium to Establish a Registry of Alzheimer's Disease (CERAD) Testbatterie sowie deren neuronale Korrelate mittels der [18F]FDG Positronenemissionstomografie (PET).

Methodik: Insgesamt wurden 29 Patienten mit klinischem Verdacht auf ein APS prospektiv mittels [18F]FDG-PET und CERAD-Testbatterie untersucht und im weiteren Verlauf als Lewy-Körper-Erkrankung (LBS), PSP oder CBD diagnostiziert. Mittels multivariater statistischer Analysen wurden krankheitsspezifische kognitiv-behaviorale Profile der LBS und der Tauopathien untersucht. Mittels statistical parametric mapping (SPM) wurden krankheitsspezifische Muster des regionalen Glukosestoffwechsels einerseits und neuronale Korrelate der Leistungen in CERAD-Untertests andererseits identifiziert.

Ergebnisse: Es wurden 15 Patienten mit LBS (davon n = 8 M. Parkinson) und 14 Tauopathien (n = 11 PSP, n = 3 CBD) analysiert. Multivariate Analysen des kognitiven Leistungsprofiles korrigiert für den Einflussfaktor Symptomdauer ergaben eine signifikante Interaktion zwischen einer reduzierten semantischen Wortflüssigkeit bei Tauopathien und einer reduzierten verbalen Lernleistung bei LBS. Der Testscore für die Wortflüssigkeit differenzierte zwischen LBS und Tauopathien mit einer diagnostischen Genauigkeit von 83% (post hoc). Patienten mit Tauopathien zeigten einen bilateralen Hypometabolismus vorrangig im Mittelhirn, Thalamus, anterioren und mittleren Gyrus cinguli sowie (prä-)motorischen Kortex. Hingegen fand sich bei LBS Patienten ein Hyometabolismus im posterioren parietalen Kortex, Precuneus und Gyrus temporalis inferior (jeweils bis okzipital reichend) und gering bds. frontal. In einer diagnose-unabhängigen voxelbasierten Regressionsanalyse korrelierte die Verbalgedächtnisleistung signifikant mit einem Cluster rechts parietal. Als neuronales Korrelat der Wortflüssigkeit fanden sich bilaterale Cluster vorrangig im Striatum und frontalen Kortex.

Schlussfolgerungen: LBS und Tauopathien zeigen krankheitsspezifische kognitive Beeinträchtigungen wie auch metabolische Muster, welches bei der frühen klinischen Differenzialdiagnose hilfreich sein kann.