Klinische Neurophysiologie 2013; 44 - P98
DOI: 10.1055/s-0033-1337239

Modulation aufmerksamkeitsrelatierter EEG Parameter durch Aufmerksamkeitstraining

T Klein 1, 2, H Obrig 1, 2, A Thöne-Otto 1, 2, A Villringer 1, 2, S Frisch 3
  • 1Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften, Neurologie, Leipzig, Deutschland
  • 2Universitätsklinikum Leipzig, Tagesklinik für Kognitive Neurologie, Leipzig, Deutschland
  • 3Klinikum der J.W. Goethe-Universität, Klinik für Neurologie, Frankfurt am Main, Deutschland

Einleitung:

Bestimmte Komponenten ereigniskorrelierter Potenziale werden ganz besonders durch Aufmerksamkeitsfunktionen moduliert. Unbestritten ist, dass die Amplitude der P300 durch die Aufmerksamkeitsintensität moduliert wird: Größere Amplituden ergeben sich in Versuchsbedingungen, bei denen die zugrundeliegende Aufgabe viel Aufmerksamkeit erfordert. Knight (1991) kommt daher zu der Schlussfolgerung, die P300 sei als ein Index der Aufmerksamkeitsfunktion nutzbar.

Ziel der vorliegenden Studie war es, gesunde Versuchsteilnehmer einer Trainingsmaßnahme zu unterziehen (Kontrollgruppendesign). Vor und nach dem Training wurden mittels eines visuellen „Oddball“-Paradigmas aufmerksamkeitsbezogene ereigniskorrelierte Potentiale im EEG gemessen. Zusätzlich wurden die neuropsychologischen Leistungen der Studienteilnehmer (aus den Bereichen Aufmerksamkeit, Gedächtnis und exekutive Funktionen) prä/post verglichen.

Methode:

Insgesamt nahmen N = 27 Teilnehmer an der Untersuchung teil. Diese wurden per zufälliger Zuordnung auf entweder die Experimental- oder die Kontrollgruppe verteilt. N = 14 Versuchsteilnehmer nahmen an einem Aufmerksamkeitstraining teil, welches an 10 aufeinanderfolgenden Sitzungen über die Dauer von mindestens 45 min. Funktionen der selektiven Aufmerksamkeit im Rahmen einer computergestützten Anforderung trainierte. Vor und nach der Durchführung des Trainings wurden im Rahmen eines gesonderten Termins eine EEG-Untersuchung sowie eine neuropsychologische Testung durchgeführt. Die EEG-Untersuchung bestand aus einer visuellen „Oddball“-Aufgabe inklusive sogenannter „novels“. Im Rahmen der neuropsychologischen Untersuchungen (prä-/post-Training) absolvierten die Versuchsteilnehmer eine Testung der Aufmerksamkeitsleistungen, der visuellen Merkspanne und Arbeitsgedächtnisleistung, der figuralen Gedächtnisleistungen sowie der Fähigkeit zum logisch-schlussfolgernden Denken.

Ergebnisse:

Es zeigte sich über die 10 Trainingssitzungen hinweg eine Verbesserung der Reaktionszeiten der Versuchsteilnehmer im Falle einer korrekt verneinenden Antwort bei Abwesenheit des Zielreizes. Der Vergleich der neuropsychologischen Leistungen sowie der klassischen ereigniskorrelierten Potentiale (P3a und P3b) zeigte keine Modulation durch den Faktor Training.

Diskussion:

Die vorliegende Untersuchung wurde an gesunden Versuchsteilnehmern durchgeführt. Eventuell ist deren Leistungsfähigkeit bereits auf einem optimalen Niveau entwickelt, weswegen sich zusätzliche Trainingseffekte weder auf der Ebene des Verhaltens noch auf neurophysiologischer Ebene (EEG) abbilden lassen. Eventuell war jedoch auch der Trainingsumfang zu gering. Die oben beschriebene Studie soll daher auf Patienten mit Störungen der Aufmerksamkeitsfunktionen ausgedehnt werden.

Literatur:

Knight (1991). Evoked potential studies of attention capacity in human frontal lobe lesions. In: Frontal lobe function and dysfunction. Eds. Levin, Eisenberg and Benton. OUP, New York.