Klinische Neurophysiologie 2013; 44 - P90
DOI: 10.1055/s-0033-1337231

Neue Methode zur Differenzierung von GBS und CIDP – Vorschlag eines Ultraschall Scores

A Kerasnoudis 1, K Pitarokoilli 1, V Behrendt 1, R Gold 1, MS Yoon 1
  • 1St. Josef Hospital, Klinik für Neurologie, Bochum, Deutschland

Einführung:

Das Guillain-Barré Syndrom (GBS) und die chronische inflammatorische demyelinisierende Polyneuropathie (CIDP) sind häufige immun-vermittelte Polyradikulopathien im klinischen Alltag. Der monophasische Verlauf des GBS geht mit einer motorisch betonten Polyradikulitis einher, jedoch die CIDP kann sich ebenfalls monophasisch manifestieren. Da es sich um zwei verschiedene Pathomechanischen handelt, ist die Differenzierung dieser 2 Erkrankungen zur rechtzeitigen Einleitung einer chronischen Immuntherapie im Fall einer CIDP von Bedeutung.

Die Nervensonografie stellt sich in den letzten Jahren als eine attraktive Methode zur Detektion von strukturellen Nervenveränderungen bei immun-vermittelten Neuropathien (CIDP, MMN) dar. Die diagnostische Bedeutung dieser Methode zur Differenzierung von GBS und CIDP wurde bis jetzt in der Literatur nie untersucht.

Ziel dieser Studie ist, die Einführung eines Ultraschall Scores zur sonographischen Differenzierung dieser 2 neuroinflammatorischen Erkrankungen.

Methodik:

28 Patienten mit GBS (mittleres Alter 58,64, SD:± 14,42, 11 Frauen), mit einer mittleren Erkrankungsdauer von 3,85J (SD:± 3,18), 18 CIDP Patienten (mittleres Alter 58, SD:± 14,93, 5 Frauen) mit einer mittleren Erkrankungsdauer von 4,55J (SD:± 3,5) und 75 gesunde Kontrollprobanden (Mittleres Alter 53,46, SD:± 14,8, 30 Frauen) wurden nervensonographisch untersucht und für statistisch signifikante Unterschiede mithilfe des t-tests verglichen. Zur Quantifizierung der nervensonographischen Veränderungen wurden die zuletzt beschriebenen in der Literatur neue Ultraschallmessungen benutzt (1,2) (Tabelle 1)

Ergebnisse:

Die Tabelle 2 zeigt die statistisch signifikanten Unterschiede der sonographischen Veränderungen zwischen GBS, CIDP Gruppe und den Probanden. Nach retrospektiver Analyse dieser Daten wurde ein ''Bochumer Ultrasound Score'' entwickelt. Dieser Score erfasst: 1) Die cross sectional area (CSA) des N. ulnaris in Loge de Guyon 2) die CSA des N. ulnaris in der Axilla, 3) die CSA des N. radialis in spiral groove 4) die CSA des N. suralis (zwischen M. gastroknemius).

Bei jedem CIDP und GBS Patient wurden die Ergebnisse dieser 4 Messungen für statistisch signifikante Unterschiede mit den gesunden Probanden mithilfe des t-tests verglichen. Bei statistisch signifikanten Unterschieden bei den 1.-3. Messungen erhielt der Patient 1 Punkt und bei der 4. Messung 2 Punkte. (min 0, max 5). Das ''Bochumer ultrasound score'' zeigte: in der GBS Gruppe eine Sensitivität von 100% und Spezifität von 77,7% [Positive predictive value (PPV) 87,5%, negative predictive value (NPV) 100%] und in der CIDP Gruppe eine Sensitivität von 77,7% und Spezifität 100% (PPV 100%, NPV 87,5%).

Zusammenfassung:

Das ''Bochumer ultrasound score'' erlaubt eine zuverlässige Differenzierung zwischen CIDP und GBS und könnte in Zukunft eine sinnvolle Ergänzung in der Diagnostik dieser 2 Ekrankungen sein. Weitere Studien zur genauen Einschätzung der Zuverlässigkeit des Scores sind notwendig.

Bibliografie:

1. Padua L, Martinoli C, Pazzaglia C, Lucchetta M, Granata G, Erra C, Briani C. Intra- and internerve cross-sectional area variability: new ultrasound measures. Muscle Nerve. 2012 May;45(5):730 – 3

2. Kerasnoudis A. Klasing A., Behrendt V., Gold R., M.-S. Yoon. Letter to the editor ''Intra- and internerve cross-sectional area variability: new ultrasound measures''. Muscle Nerve. 2012 Aug 10. doi: 10.1002/mus.23520. [Epub ahead of print]