Klinische Neurophysiologie 2013; 44 - P89
DOI: 10.1055/s-0033-1337230

Sonographische Veränderungen beim Guillain-Barré Syndrom

A Kerasnoudis 1, K Pitarokoilli 1, V Behrendt 1, R Gold 1, MS Yoon 1
  • 1St. Josef Hospital, Klinik für Neurologie, Bochum, Deutschland

Einführung:

Das Guillain-Barré Syndrom (GBS) ist die häufigste immun-vermittelte akute Polyradikulitis, mit einer Prävalenz von 1 – 2 Fälle pro 100.000 Einwohner(1).

Die Nervensonografie stellt sich in den letzten Jahren als eine attraktive Methode zur Detektion von strukturellen Nervenveränderungen bei immun-vermittelten Erkrankungen (z.B. CIDP, MMN) dar. Die vorliegenden Ultraschallstudien in der Literatur bei immun-vermittelten Neuropathien, weisen inhomogene Veränderungen mit deutlicher Schwankung der „cross sectiona area (CSA)“ der peripheren Nerven nach. Zur Quantifizierung dieser Inhomogenität wurden in der Literatur neue Ultraschallmessungen vorgeschlagen(2 – 3) (Tabelle 1).

Ziel dieser Studie ist die Erfassung der sonographischen Befunde beim GBS und die Überprüfung der Korrelation der Nervensonografie mit der Elektrophysiologie.

Methodik:

28 GBS Patienten (Mittleres Alter 58,64, SD:± 14,42, 11 Frauen) mit einer mittleren Erkrankungsdauer von 3,85 Jahren (SD:± 3,18) und 75 gesunde Kontrollprobanden wurden klinisch, elektrophysiologisch und nervensonographisch untersucht und für statistisch signifikante Unterschiede mithilfe des t-tests verglichen.

Ergebnisse:

Die GBS Patienten zeigten im Vergleich zu den gesunden Kontrollprobanden: 1) eine statistisch signifikante Hypertrophie im N. ulnaris (Loge de Guyon, P = 0,0356, Ellenbogen P = 0,0278), Plexus brachialis (supraklavikulär P < 0,0001) und N. tibialis (Popliteal fossa P < 0,0001, Tarsal Tunnel P = 0,0124), 2) eine erhöhte „intranerve CSA variability“ im N. medianus (P < 0,0001), N. ulnaris (P = 0,0018), N. tibialis (P < 0,0001) und Plexus brachialis (P < 0,0001) 3) ein erhöhter „side to side difference ratio of the intranerve CSA variability“ im N. medianus (P = 0,0005), N. ulnaris (P = 0,0260) und Plexus brachialis (P = 0,0012) als mögliches Zeichen der Asymmetrie der sonographischen Befunde (Tabelle 2).

Eine Korrelation zwischen nervensonographischen und elektrophysiologischen Befunden konnte nur im Karpal Tunnel [CSA und distal motor latency (DML) von N. medianus, p = 0,0054] festgestellt werden.

Diskussion:

Die Quantifizierung der inhomogenen Nervenveränderungen bei immun-vermittelten Neuropathien durch die Einführung der obengenannten Messungen scheint zweckdienlich zu sein. Das GBS zeigt auf sonographischer Basis einen häufigen Befall des N. ulnaris, Plexus brachialis und N. tibialis. Weitere Studien zur Überprüfung der Sensitivität und Spezifität dieser Messungen sind notwendig.

Bibliografie:

1. Sejvar JJ, Baughman AL, Wise M, Morgan OW. Population incidence of Guillain-Barré syndrome: a systematic review and meta-analysis. Neuroepidemiology 2011;36:123 – 33

2. Padua L, Martinoli C, Pazzaglia C, Lucchetta M, Granata G, Erra C, Briani C. Intra- and internerve cross-sectional area variability: new ultrasound measures. Muscle Nerve. 2012 May;45(5):730 – 3

3. Kerasnoudis A. Klasing A., Behrendt V., Gold R., M.-S. Yoon. Letter to the editor ''Intra- and internerve cross-sectional area variability: new ultrasound measures''. Muscle Nerve. 2012 Aug 10. doi: 10.1002/mus.23520. [Epub ahead of print]