Klinische Neurophysiologie 2013; 44 - P85
DOI: 10.1055/s-0033-1337226

Milnacipran erhöht die funktionelle Konnektivität bei Patienten mit Fibromyalgie – Einblicke in die Wirkungsweise von Serotonin- und Noradrenalin Wiederaufnahmehemmer

T Schmidt-Wilcke 1, E Ichesco 2, R Harris 2, A Kairys 2, S Harte 2, L Haag 1, D Clauw 2
  • 1Neurologie am Bergmannsheil, Bochum, Deutschland
  • 2Universität von Michigan, Anästhesiologie, Ann Arbor, Vereinigte Staaten Von Amerika

Hintergrund:

Fibromyalgie (FM) Patienten leiden von generalisierten muskuloskeletalem Schmerz, dessen Ursache letztendlich nicht geklärt ist. Fibronyalgie Patienten berichten darüber hinaus über weitere Begleitbeschwerden wie Fatigue und Konzentrationsstörungen. Die Ursache der Schmerzen bei dieser Paientengruppe wird in einer Dysfunktion des antinocizeptiven Systems vermutet. Die medikamentöse Therapie dieses Schmerzsyndroms ist häufig frustan, ein gewisser Prozentsatz der Patienten profitiert von Serotonin- und Norardreanlin Wiederaufnahmehemmer (SNRI) bzw. von Kalzium-Kanal Modulatoren. Die exakte Wirkunsgweise dieser Medikamente ist jedoch unklar. In dieser Studie untersuchten wir mithilfer der funktionellen Kernspintomografie (fMRT) und einem Druckschmerzparadigma die funltionelle Konnetivität zwischen des rostralen, anteriorem Cingulum (rACC) und dem periaqueduktalen Grau, zwei Strukturen die eine wichtige Rolle im menschlichen, antinocizeptivem System spielen.

Methode:

13 Patietentinnen mit FM wurden im Rahmen einer doppelblinden, placebo-kontrollierten Cross-over Studie untersucht. Es wurde die Wirkung der Einnahme des SNRI Milnacipran auf den klinischen Schmerz, Schmerzschwellen und funktionelle Konnektivität untersucht. Jede Behandlungsphase (Verum und Placebo) dauerten 7 Wochen an, jeweils mit einer 2 wöchigen Wash-out Periode. Zu Beginn und am Ende jeder Behablungsperiode (insgesamt 4 mal) wurde eine fMRT Untersuchung durchgeführt. 2 verschiedene Drücke, die jeweils unterschiedliche Schmerzintensitäten (20 und 50 von 10 auf der NRS) hervorriefen, wurden im Scanner appliziert (am rechten Daumen). Ebenfalls wurde ein Scan im Ruhezustand (resting state) durchgeführt. All fMRT Daten wurden mittels SPM8 und der Conn Toolbox vorverarbeitet und ausgewertet. Untersucht wurde die funktionelle Konnektivität des ACC (mittels 3 verschiedener Seeds) und des PAGs, sowohl für das Druckschmerz-Paradigma als auch dür die resting state Analyse (repeated measures ANOVA). Die Ergebnisse wurden korrigiert für multiple Vergleiche. Darüber hinaus wurde die funktionelle Konnektivität zwischen dem ACC und dem PAG korreliert mit Veränderung des klinischen Schmerzes im Verlauf der Studie.

Ergebnisse:

Die Einnahme von Milnacipran war assoziiert mit einer Erhöhung der funktionellen Konnektivität zwischen dem subgenualen ACC und PAG. Das PAG hingegen zeigte eine gesteigerte Konnektivität mit der Inselregion (beidseits) und dem supplementären motorischen Areal. Milnacipran war ebebfalls assoziiert mit einer Abnahme der Konnektivität mit ACC un dem mittleren Cingulum (MCC). Die Zunahme der ACC-PAG Konnektivität bei der Milnacepran Einnahme koorelierte mit einer Abnahme des klinischen Schmerzes (BP1 Interference). Die Abnahme der ACC-MCC Konnektivität hingegen korrelierte negative mit der Veränderung der mechanischen Schmerzschwellen.

Zusammenfassung:

Dies ist die erste Studien die mittels fMRT die Wirkungsweise von Milnacipran auf die funktionelle Konnektivität des nocizeptiven und antinocizeptiven Systems untersucht. Besonders die Zunahme der ACC-PAG Konnektivität spielt wahrscheinlich für die Wirkungsweise der Substanz eine wesentliche Rolle. Die Bedeutung der strukturellen und funktionellen Kernspintomografie für die Wirkungsweise von Medikamenten (Pharma-fMRT) wird im Weitere diskutiert.