Klinische Neurophysiologie 2013; 44 - P72
DOI: 10.1055/s-0033-1337213

Unterschiedliche neuronale Netzwerkes für die Verarbeitung kognitiver Interferenz – eine ALE-Meta-Analyse

EC Cieslik 1, 2, K Bamberger 2, C Rottschy 3, SB Eickhoff 1, 2
  • 1Heinrich Heine Universität Düsseldorf, Abteilung für klinische Neurowissenschaften und medizinische Psychologie, Düsseldorf, Deutschland
  • 2Forschungszentrum Jülich, Institut für Neurowissenschaften und Medizin (INM-1), Jülich, Deutschland
  • 3Universitätsklinikum Aachen, Klinikum für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, Aachen, Deutschland

Einleitung: Kognitive Interferenz kann auf verschiedenen Ebenen stattfinden. So tritt in der Stroop-Aufgabe Interferenz zwischen der Farbe und der Bedeutung eines Wortes auf, d.h. auf Ebene des Stimulus. Im Gegensatz dazu kann Interferenz auch auf Ebene der geforderten Antwort auftreten, wenn zwischen zwei Reaktionen ausgewählt werden muss, wie z.B. bei Reiz-Reaktions-Aufgaben, oder wenn ausgewählt werden soll, ob eine vorbereitete Handlung ausgeführt oder unterdrückt werden muss, wie in der Go/NoGo-Aufgabe.

Methoden: In der vorliegenden Studie wurde mittels eines metanalytischen Ansatzes untersucht, welche Regionen konsistent für die jeweiligen Arten kognitiver Interferenzkontrolle aktivieren und welche Regionen spezifisch für die jeweiligen Prozesse sind. Insgesamt wurden 102 funktionelle Bildgebungsexperimente in die Meta-Analyse eingeschlossen.

Ergebnisse: Es fanden sich differenzielle Effekte für die unterschiedlichen Arten der Interferenzkontrolle. So zeigte sich für die Kontrolle von Interferenz auf Stimulusebene spezifische Aktivität im linken anterioren intraparietalen Sulcus (aIPS). Für die Kontrolle von Konflikt bei der Auswahl zwischen zwei räumlichen Antwortalternativen wurden der rechte dorsale prämotorischen Kortex (dPMC) sowie das supplementär motorischen Areal (SMA) spezifisch rekrutiert, während sich für inhibitionsspezifische Interferenzkontrolle spezifische Aktivität im rechten IPS und rechten dorsolateralen präfrontalen Kortex (DLPFC) zeigte.

Diskussion: Die vorliegende Studie zeigt, dass verschiedene Arten von Konflikt mit unterschiedlichen neuronalen Netzwerken assoziiert sind. So spielt der linke aIPS eine Rolle bei stimulus-getriebenen bottom-up Aufmerksamkeitsprozessen und damit möglicherweise eine spezifische Rolle für die Verarbeitung konkurrierender Stimulusinformationen wie sie bei der Stroop-Aufgabe auftritt. Bei Interferenz in der Auswahl zwischen zwei Antwortalternativen zeigt vor allem die SMA, welche eine wichtige Rolle bei der Auswahl motorischer Reaktionen spielt, sowie der rechten dPMC, welcher mit der räumlichen Vorbereitung motorischer Antworten assoziiert ist, spezifische Aktivität. Demgegenüber findet sich bei inhibitions-spezifischer Interferenz insbesondere Aktivität im rechten IPS, welcher mit der Integration von endogener und exogener Information, vor allem während der Unterdrückung von Antworten assoziiert ist, sowie dem rechten DLPFC, welchem eine modulierende Rolle bei der Kontrolle und Unterdrückung automatischer bzw. vorbereiteter Reaktionen zugesprochen wird.