Klinische Neurophysiologie 2013; 44 - P68
DOI: 10.1055/s-0033-1337209

Einfluss von Elektrokonvulsionstherapie auf Exekutivfunktionen bei unipolarer Depression: eine fMRT Studie

F Hoffstaedter 1, N Palomero-Gallagher 2, T Nickl-Jockschat 3, R Weidner 2, SB Eickhoff 1, 2, M Grözinger 3
  • 1Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Institut für klinische Neurowissenschaften und medizinische Psychologie, Düsseldorf, Deutschland
  • 2Forschungszentrum Jülich, Institut für Neurowissenschaften und Medizin, Jülich, Deutschland
  • 3RWTH Aachen, Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie and Psychosomatik, Aachen, Deutschland

Elektrokovulsionstherapie (EKT) ist eine der effektivsten und am schnellsten wirkenden Interventionsmethoden für die akute Behandlung von schweren Depressionen. Obwohl es seit über 70 Jahren Anwendung in der klinischen Praxis findet, durch stete Forschungs die Effektivität verbessert und Nebenwirkungen reduziert werden, sind die zu Grunde liegenden der Wirkungmechanismen noch weitgehend unklar. Die vorliegende Studie ziehlt darauf ab, EKT-bezogene Veränderungen von Hirnaktivität insbesondere des anterioren mittleren Cingulums (aMCC) in Zusammenhang mit exekutiver Kontrolle bei Patienten mit unipolaren Depressionen zu untersuchen. Dazu absolvierten 19 stationäre Patienten mit uni-polarer Depression vor und nach der Behandlung mit EKT eine Reiz-Reaktions-Kompatibilitäts Aufgabe (Simon-Task) im Siemens Trio 3T MRT (Erlangen, Germany). Ebenso wurden 22 gesunden Kontrollpersonen zu zwei Zeitpunkten mithilfe eines „Simon Task“-Paradigmas mit fMRT untersucht. Der „Simon Task“ beteht darin, so schnell und korrekt wie möglich auf lateralisierte visuelle Reize mit einem Tastendruck zu reagieren und zwar entweder mit dem ipsilateralen (kongruente Bedingung) oder dem kontralateralen (inkongruente Bedingung) Zeigefinger. Bei Patienten wurde eine geziehlte Analyse von EKT-bedingten Unterschieden neuronaler Aktivität im aMCC durchgeführt (ROI-Analyse), welches weithin mit Konfliktverarbeitung und kognitiver Kontrolle in Verbindung gebracht wird. Die EKT-Behandlung der Patienten beeinflusste Geschwindigkeit und Genauigkeit der Reaktionen im „Simon Task“. Die Reaktionszeiten in der inkongruenten Bedingung waren bei Kontrollen signifikant kürzer als bei Patienten vor der EKT, nicht aber nach der Behandlung. Ebenso waren die Fehlerraten der Patienten in dieser Bedingung nur vor der EKT signifikant höher als die der Kontrollen. Die ROI-Analyse bei Patienten zeigte eine Hypoaktivität des aMCC wärend der inkongruenten Bedingung nach der EKT-Behandlung. Die Leistungsverbesserung der Patienten nach der EKT-Behandlung in der kognitiv anspruchsvolleren inkongruenten Bedingung weisen auf eine Verbesserung der Konfliktverarbeitung und der kognitiven Kontrolle hin, was mit einer Hypoaktivität im aMCC in Verbingdung bebracht werden kann.