Klinische Neurophysiologie 2013; 44 - P58
DOI: 10.1055/s-0033-1337199

Die IBZM-SPECT ist kein erkrankungsunabhängiger Prädiktor des dopaminergen Ansprechens beim neurodegenerativen Parkinson-Syndrom

S Hellwig 1, 2, A Kreft 3, F Amtage 2, O Tüscher 4, OH Winz 5, C Weiller 2, WA Weber 3, W Vach 6, PT Meyer 3
  • 1Universitätsklinik Freiburg, Psychiatrie, Freiburg, Deutschland
  • 2Universitätsklinik Freiburg, Neurologie, Freiburg, Deutschland
  • 3Universitätsklinik Freiburg, Nuklearmedizin, Freiburg, Deutschland
  • 4Universitätsklinik Mainz, Psychiatrie, Mainz, Deutschland
  • 5Universitätsklinik Aachen, Nuklearmedizin, Aachen, Deutschland
  • 6Universität Freiburg, IMBI, Freiburg, Deutschland

Ziel: Patienten mit einem Morbus Parkinson (PD) zeigen meist ein gutes Ansprechen auf eine dopaminerge Therapie. Hingegen sprechen Patienten mit einem atypischen Parkinson-Syndrom (APS) lediglich in £30% d.F. an und dies oft auch nur vorübergehend. Frühere Studien zeigten, dass die mittels IBZM-SPECT quantifizierte striatale Dopamin-D2/D3 (D2R)-Verfügbarkeit mit dem Ansprechen korreliert und so ggf. helfen kann, frustrane Therapien zu vermeiden. Wir untersuchten, inwieweit mögliche Einflussfaktoren (insbesondere die Diagnose) zum prädiktiven Wert der IBZM-SPECT beitragen.

Methodik: Insgesamt wurden 78 Patienten, die prospektiv mittels IBZM-SPECT untersucht (benutzerunabhängige ROI-Analyse) und im weiteren Verlauf als Lewy-Körper-Erkrankung (LBD; meist PD) oder APS diagnostiziert wurden, bezüglich ihres dopaminergen Ansprechens wie folgt klassifiziert: fehlendes (Kategorie 0), transientes (1), anhaltend geringes (2) bzw. anhaltend starkes (3) Ansprechen. Mittels uni- und multivariater statistischer Verfahren wurde der Zusammenhang zwischen dem therapeutischen Ansprechen und der D2R-Verfügbarkeit sowie weiteren Einflussfaktoren untersucht.

Ergebnisse: Es wurden 60 Patienten (n = 28/32 LBD/APS) eingeschlossen, deren Therapieansprechen abschließend beurteilt werden konnte (n = 19/13/15/13 in Kategorie 0/1/2/3; n = 16 ausgeschlossen bei mangelnder Aufdosierung). Anhaltendes Therapieansprechen ist signifikant assoziiert (univariat) mit höherer D2R-Verfügbarkeit, der Diagnose LBD, jüngerem Lebensalter und niedrigerem H&Y-Stadium. Nach multivariater Korrektur der D2R-Verfügbarkeit für die relevanten Einflussfaktoren Diagnose, Alter, Symptomdauer, H&Y-Stadium und Vorbehandlung vor SPECT ergibt sich kein Zusammenhang mehr zwischen der D2R-Verfügbarkeit und dem Therapieansprechen, weder in der Gesamt- noch in der APS- oder LBD-Gruppe.

Schlussfolgerungen: Der prädiktive Effekt der IBZM-SPECT für das dopaminerge Ansprechen ist maßgeblich bedingt durch die zugrunde liegende Diagnose (neben weniger relevanten Einflussfaktoren).