Klinische Neurophysiologie 2013; 44 - P53
DOI: 10.1055/s-0033-1337194

Einfluss des Cold-Pressor-Tests auf Laser-evozierte Potentiale

C von der Heydt 1, U Baumgärtner 1, RD Treede 1
  • 1CBTM, Medizinische Fakultät Mannheim, Universität Heidelberg, Neurophysiologie, Mannheim, Deutschland

Das Konzept der „diffuse noxious inhibitory control (DNIC)“ beschreibt die Schmerzhemmung durch einen zweiten, heterotop applizierten, konkurrierenden Schmerzreiz. Die Mechanismen dieses Phänomens, insbesondere auf kortikalem Niveau, sind noch ungeklärt. In unserer Studie untersuchten wir den Effekt des Cold-Pressor-Tests auf Laser-evozierte Potentiale (LEP) und die subjektive Schmerzhaftigkeit nozizeptiv spezifischer Laserreize. 26 gesunde Probanden nahmen an dem aus zwei über die Versuchspersonen balancierten Experimentalsitzungen teil. In sieben Reizblöcken, die jeweils 5 Minuten dauerten und in zeitlichem Abstand von 5 Minuten aufeinander folgten, wurden jeweils 30 Laserreize appliziert. Nach den ersten beiden Blöcken wurde die linke Hand für zwei Minuten in Eiswasser (Cold-Pressor-Test) bzw. in der Kontrollbedingung in lauwarmes Wasser (34 °C) getaucht. Nach dem Herausziehen der Hand folgten dann die weiteren 5 Reizblöcke. Analysiert wurden die Schmerzhaftigkeit der Laserstimuli, sowie die Amplituden, Latenzen, Quellenlokalisationen und Quellenstärken der LEP. Abgesehen von einem generalisiertem Habituationseffekt bewirkte der Cold-Pressor-Test eine zusätzliche, statistisch signifikante Reduktion der Schmerzhaftigkeit der Laserreize (p = 0,01), der N2P2-Amplitude (p = 0,01) und der N1-Amplitude (p < 0,05) im Vergleich zum nicht schmerzhaften Versuchsteil. Im zweiten Durchgang nach dem Eintauchen war die Reduktion mit ca. 13% sowohl bei den Schmerzratings als auch der N2P2-Amplitude am stärksten. Quellenanalytisch zeigte sich ebenfalls ein signifikanter Abfall der Aktivität der Quellenstärke im Bereich der kontralateralen Insula (p < 0,05) und im Bereich des Gyrus cinguli (p = 0,01). Die Quelle im Bereich des Gyrus cinguli lag nach dem Cold-Pressor-Test oberflächlicher verglichen mit der Kontrollbedingung (p < 0,05). Diese Ergebnisse deuten auf eine Modulation der kortikalen Aktivität aufgrund einer endogenen Analgesie insbesondere im Bereich des Gyrus cinguli, aber auch im Bereich des insulären Kortex hin.