Klinische Neurophysiologie 2013; 44 - P38
DOI: 10.1055/s-0033-1337179

Foraminale Magnetstimulation: Relevanz in der Diagnostik proximaler peripherer Läsionen

D Taranu 1, C Chelius 1, C Holzhoffer 1, S Thieme 1, J Bürmann 1, A Gerum 1, K Fassbender 1, U Dillmann 1
  • 1Uniklinikum Saarland, Neurologie, Homburg, Deutschland

Einleitung: Für die Untersuchung proximalen Nerven mit der konventionelle Neurografie steht routinemäßig nur die Messung der Überleitzeiten z.B. des N. axillaris, des N. musculocutaneus oder des N. suprascapularis nach Stimulation vom Erb'schen Punkt aus zur Verfügung. Die Hochvoltstimulation ist sehr schmerzhaft und ihre Verbreitung eingeschränkt. Mit der Magnetstimulation ist eine Reizung der Nervenwurzeln foraminal möglich. Anhand von Fallbeispielen soll dargestellt werden, dass die foraminale Magnetstimulation eine sinnvolle ergänzende Untersuchung zu der elektrischen Stimulation am Erb'schen Punkt sein kann.

Untersuchungsmethode: Sechs Patienten mit proximalen Paresen von M. deltoideus und/oder M. biceps brachii durch lokale Kompression bei Raumforderung, traumatische, vaskuläre oder entzündliche Genese wurden mit den beiden Methoden untersucht. Neben NLG's der Nn. medianus und ulnaris incl. der F-Wellen wurden die Überleitzeit zu den betroffenen Muskeln nach elektrischer Reizung am Erb'schen Punkt bestimmt. Zusätzlich, unter Beibehaltung der Elektrodenposition wie bei Messung der Überleitzeiten, wurde im Seitenvergleich magnetisch foraminal stimuliert.

Ergebnisse: Elektrophysiologisch konnte man folgende Konstellationen finden: bei drei Patienten regelrechte Überleitzeit nach Stimulation am Erb'schen Punkt und verzögerte Latenzen nach foraminaler Magnetstimulation für den N. axillaris, bei einem Patienten pathologischer Überleitzeit zum M. biceps brachii links mit linksseitig signifikant verlängerter foraminale Latenz zum M. biceps brachii links, bei zwei Patienten pathologische Überleitzeiten nach Stimulation am Erb'schen Punkt zum M. bizeps brachii rechts und M. deltoideus rechts mit regelrechten Latenzen nach foraminaler Stimulation.

Schlussfolgerungen: Die foraminale Magnetstimulation kann weiter proximal liegende Nervenabschnitte erfassen als die elektrische Stimulation am Erb'schen Punkt und erlaubt eine topische Eingrenzung. Sowohl nach Stimulation am Erb Punkt, als auch nach foraminale Magnetstimulation reicht die Stimulationsintensität nicht immer aus, supramaximal zu stimulieren. Unter Berücksichtigung dieser Tatsache, stellt die Kombination beider Methoden eine wertvolle Erweiterung der elektrophysiologischen Diagnostik dar und liefert wichtige Informationen bezüglich der Lokalisation der Nervenschädigung.