Klinische Neurophysiologie 2013; 44 - P7
DOI: 10.1055/s-0033-1337148

Untersuchung kortikaler Greifmuster bei fokaler Handdystonie

D Weise 1, R Gentner 2, D Zeller 2, JJ Rumpf 1, J Claßen 1
  • 1Universität Leipzig, Klinik und Poliklinik für Neurologie, Leipzig, Deutschland
  • 2Universität, Klinik und Poliklinik für Neurologie, Würzburg, Deutschland

Einleitung:

Bei der fokalen Dystonie der Hand (FHD), wie dem Schreibkrampf (SK), sind häufig auch andere feinmotorische Tätigkeiten beeinträchtigt. Es ist jedoch unklar, ob ein neurophysiologisches Korrelat im motorischen System für diese Beeinträchtigungen existiert. In dieser Studie untersuchten wir, ob Fingerbewegungsmuster (Weise et al. 2012), hervorgerufen durch Transkranielle Magnetstimulation (TMS), Defizite bezüglich Präzisionsgreifbewegungen widerspiegeln.

Patienten und Methoden:

Zehn SK-Patienten (5 Frauen, 48 ± 10 Jahre) und 10 gesunde, geschlechts- und altersangepasste Kontrollen nahmen an der Studie teil. Zur Identifikation von kortikal repräsentierten Bewegungsmustern wurden TMS-evozierte Fingerbewegungen mithilfe eines Datenhandschuhs (5DT-Glove, 5DT inc., Pretoria, South Africa) an 30 unterschiedlichen Stimulationspunkten (5 × 6 Gitter, 15 TMS-Einzelpulse pro Punkt) über dem primären motorischen Kortex aufgezeichnet. Mittels Hauptkomponentenanalyse wurden Bewegungsmuster (TMS-PCs) extrahiert, die einen Großteil der Datenvarianz (> 90%) der Einzelbewegungen erklärten. Zusätzlich wurden Greifbewegungen von beiden Gruppen nach 23 verschiedenen Objekten mit dem Datenhandschuh aufgezeichnet. Die Greifbewegungen wurden in Präzisionsgriffe (10 Objekte) und „Kraft“-Griffe (13 Objekte) aufgeteilt und mittels mathemathematischer Verfahren (least square Algorithmen) durch Kombinationen der TMS-PCs rekonstruiert.

Ergebnisse:

Die Anzahl der PCs der TMS-evozierten Finger- bzw. Greifbewegungen unterschieden sich jeweils nicht zwischen den gesunden Probanden und Dystoniepatienten (p = 0,46 bzw. p = 0,16). Die Greifbewegungen der Kontrollen ließen sich tendenziell besser aus den TMS-PCs der Kontrollen rekonstruieren (p = 0,07). Bei Unterteilung in unterschiedliche Greifarten, zeigt sich dieser Unterschied nur für Präzisionsgreifen (p = 0,01), nicht aber für „Kraft“-Greifen (p = 0,22).

Diskussion:

Die Rekonstruktionsqualität der Greifbewegungen stellt ein Maß dar, wie gut voluntarische Greifbewegungen in kortikalen Bewegungsmustern (TMS-PCs) abgespeichert sind. Die schlechtere Rekonstruktion von Präzisionsgreifbewegungen aus TMS-PCs der FHD Patienten steht möglicherweise im Zusammenhang mit der oft klinisch zu beobachtenden gestörten Feinmotorik bei diesen Patienten.

Referenzen: Weise et al., Neurology. 2012 Jan 10;78(2):122 – 8.