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DOI: 10.1055/s-0033-1337142
Feinmotorische Therapiekontrolle mit dem CS-Schreibtest bei Morbus Parkinson-Patienten
Einleitung:
Der Morbus Parkinson zeichnet sich durch eine gute L-Dopa-Response auf motorische Störungen aus. Dennoch gelingt es nicht alle motorische Defizite vollständig zu kompensieren. Der Erhalt alltagsrelevanter feinmotorischer Leistungen ist im fortgeschrittenen Stadium ein wesentliches therapeutisches Ziel. Mithilfe einer computergestützten Schreibanalyse sollen therapeutische Effekte im Hinblick auf den Automatisierungsgrad der Handschrift quantifiziert werden.
Eine Verbesserung der Mikrografie beim Schreibtest nach Haase gilt als therapeutischer Erfolg der L-Dopa-Wirkung.
Material und Methode:
Mithilfe der computergestützten Schreibanalyse (INTUOS PTK 840, Fa. WACON) führten wir eine Testbatterie bei 46 alterskorrelierten gesunden Probanden (50 bis 82 Jahre, -Alter 64 Jahre; m = 26, w = 20) durch.
Die Testbatterie besteht aus fünf Untertests, Testsatz, Slash, Back-Slash und Kringel für 3 s auf der Stelle, Schreiben der el-Kombination für 10 s.
Diese Testbatterie wurde auch für 7 Parkinson-Patienten (Hoehn &Yahr Stadium I-III, Ø-Alter 64 Jahre, m = 4, w = 3) in der off- und on-Phase (individuelle optimale L-Dopa- und Dopaminagonistenmedikation) angewendet.
Durch Segmentanalyse konnten folgende kinematischen Parameter der Schriftspur analysiert werden: Zeitdauer für den Testsatz; Schreibfrequenz, NIV und NIA für alle Untertests.
Weiterhin erfolgte ein semiquantitativer Vergleich des Schriftbildes in der off- und on-Phase im Schreibtest nach Haase.
Ergebnisse:
In der Tabelle sind die Durchschnittswerte der kinematischen Parameter zusammengestellt. Signifikante Abweichungen von der Probandenkohorte liegen in allen Untertests bei der Schreibfrequenz vor. Erniedrigte Schreibfrequenzen belegen eine verminderte Schreibgeschwindigkeit. Auch ein Teil der Geschwindigkeits- (NIV) und Beschleunigungswechsel (NIA) ist erhöht und entspricht einer verminderten Automatisierung der Schreibbewegung.
Testsatz |
Slash „/“ |
Back-Slash „\“ |
Kringel „O“ |
Kombination „el“ |
|||||||
Zeit [s] |
NIV NIA |
F [Hz] |
NIV NIA |
F [Hz] |
NIV NIA |
F [Hz] |
NIV NIA |
F [Hz] |
NIV NIA |
F [Hz] |
|
Probanden n = 46 |
11,7 |
2,1 3,0 |
3,6 |
1,0 1,2 |
5,5 |
1,0 1,2 |
5,4 |
1,0 1,2 |
4,9 |
1,8 2,2 |
3,9 |
MP off n = 7 |
13,8 |
3,6 4,4 |
2,6 |
1,0 1,6 |
4,8 |
1,1 1,9 |
4,4 |
1,5 2,6 |
3,6 |
3,1 3,9 |
2,7 |
MP on n = 7 |
13,2 |
4,1 4,7 |
2,6 |
1,0 1,6 |
4,8 |
1,1 2,0 |
4,5 |
1,9 2,6 |
3,6 |
3,0 3,8 |
2,8 |
MP Morbus Parkinson
fett: signifikante Abweichung von Probandenkohorte
NIV: number of inversion in velocity
F: Schreibfrequenz (Auf- und Abbewegung pro Sekunde [Hz])
NIA: number of inversion in acceleration
Zwischen Off- und On-Phase bestehen keine signifikanten Unterschiede der kinematischen Parameter trotz klinischer Besserung der EPS. Die Schriftprobe nach Haase belegt demgegenüber eine Verbesserung der Mikrografie unter dopaminerger Medikation.
Diskussion:
Mit der Schriftprobe nach Haase wird die fertige Schriftspur beurteilt, während durch die computergestützte Schreibanalyse kinematische Parameter bei der Entstehung erfasst werden. Sie sind Ausdruck des Automatisierungsgrades einer Bewegung.
Parkinsonpatienten zeigen neben einer Mikrografie auch einen verminderten Automatisierungsgrad der Handschrift in der Off-Phase. Durch L-Dopa kann nur die Mikrografie verbessert werden. Eine Normalisierung der kinematischen Parameter wird hingegen in der On-Phase nicht erreicht. Dies spricht dafür, dass die gestörte nigrostriatale dopaminerge Bahn nicht als einzige Ursache der feinmotorischen Beeinträchtigung zu sehen ist. Der Automatisierungsgrad einer Bewegung unterliegt einer komplexeren Kontrolle außerhalb dopaminerger Mechanismen, die bei Parkinsonpatienten therapeutisch durch L-Dopa nicht erfasst werden.