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DOI: 10.1055/s-0033-1336799
Infraclaviculäre Paravasation von FEC nach Port-a-Cath Defekt – Verlauf nach Anwendung von Dexrazoxan und DMSO
Fragestellung: Eine signifikante Paravasation stellt eine seltene Komplikation im Rahmen von Chemotherapien dar, die jedoch zu gravierende Folgen wie permanenten Muskel-, Gefäß-, und Nervenschädigungen führen kann. Ihre Inzidenz schwankt zwischen 0,1 und 1%. Therapieempfehlungen weisen nur eine geringe Evidenz auf. Dexrazoxan, welches primär zur Vorbeugung der Kardiotoxizität von Anthrazyklinen eingesetzt wird, ist für die systemische Therapie von Anthrazyklin-Paravasaten zugelassen. Im Rahmen dieser Fallvorstellung wird die Anwendung von Dexrazoxan und DMSO bei einer infraclaviculären Paravasation von FEC (5-Fluorouracyl, Epirubicin, Cyclophosphamid) aufgrund eines defekten Port-a-Caths bei einer Mammakarzinompatientin beschrieben.
Fallbericht: Eine 55-jährige Patientin erhielt eine Chemotherapie mit FEC. Nach zwei Zyklen über einen peripheren Zugang erfolgte die Anlage eines Port-a-Caths infraklavikulär rechts. Aufgrund der unklaren Lage des Port-a-Caths wurde die Patientin vor Erstapplikation zum „Anstechen“ an die Transplantationschirurgie überwiesen. Die Applikation der Chemotherapie erfolgte primär komplikationslos. Die Patientin kam 8 Stunden nach Beendigung der Applikation aufgrund von Schmerzen sowie Schwellung und Rötung der rechten Brust in unsere Notfallsambulanz. Stationär erfolgten 3 Infusionstherapien mit je 2 g Cardioxan (Dexrazoxan). Eine lokale 99% DMSO (Dimethylsulfoxid)-Applikation erfolgte alle 6 Std. zusätzlich als Lokaltherapie. Am Tag darauf erfolgte die Explantation des Port-a-caths. Die Patientin wurde antibiotisch abgeschirmt und erhielt Schmerztherapie. Kontrollen erfolgten ambulant alle 2 – 7 Tage. Nach ca. 1 Monat nahmen die Schmerzen zu und es zeigten sich leichte Ulzerationen im Paravasat-Bereich. Eine plastische Revision mit Excision der inflammierten Narbenplatte und Rekonstruktion mittels gestieltem Latissimus dorsi-Muskellappen und Hautinsel von der rechten Seite erfolgte 4 Monate nach Paravasation.
Schlussfolgerung: Die Anwendung von Dexrazoxan konnte 8 Stunden nach Paravasation bei unserer Patientin die schweren Spätfolgen (offenbar) nicht beeinflussen. Auch das Vorhandensein eines Port-Systems kann im Einzelfall schwerste Komplikationen wie jene einer massiven Extravasation nicht verhindern.