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DOI: 10.1055/s-0033-1336790
Primär metastasiertes Mammakarzinom in der Schwangerschaft mit fulminantem Verlauf – Ein Fallbericht
Fragestellung: Das Mammakarzinom ist nach dem Zervixkarzinom das zweithäufigste Karzinom in der Schwangerschaft. Die Diagnose ist in der Schwangerschaft durch die physiologischen, zum Teil nodulären Veränderungen der Brust in der Schwangerschaft erschwert. Wir beschreiben eine Patientin mit einem äußerst fulminanten Verlauf eines primär metastasierten Mammakarzinom in der Schwangerschaft.
Fallbericht: Eine 35-jährige Para 1 wurde in der 21. SSW wegen selbst getasteter Tumorknoten in beiden Brüsten vorstellig. In der rechten Axilla zeigten sich suspekt vergrößerte Lymphknoten. Eine Stanzbiopsie ergab ein Triple-negatives Mammakarzinom beidseits. Wegen einer ausgeprägten Dyspnoe wurde der Verdacht auf Lungenmetastasen gestellt und ein Thoraxröntgen und eine Bronchoskopie mit Biopsie durchgeführt, welche die Diagnose bestätigten. Zusätzlich wurden Wirbelkörpermetastasen diagnostiziert. Die Schwangerschaft war zum diesem Zeitpunkt altersentsprechend normal entwickelt.
Es wurde in der 22. SSW eine palliative Chemotherapie mit Anthracyclin und Cyclophosphamid eingeleitet, aufgrund einer Zunahme des Lokalbefundes wurde diese nach 1 Zyklus auf Docetaxel umgestellt. Wegen V.a. Wirbelkörperfraktur sowie neudiagnostizierte Lebermetastasen und zunehmender Verschlechterung des Allgemeinzustandes in der 28 SSW wurde nach abgeschlossener Lungenreife die Patientin in der 27+3. SSW von einem 866 g schwere Mädchen mit primärer Sectio (Apgar 6/9/9)) entbunden. Postpartal wurde mit einer palliativen Bestrahlung der Wirbelsäule begonnen und die Chemotherapie auf Paclitaxel umgestellt, auf welche die Patientin allergisch reagierte. Trotz einer neuerlichen Umstellung auf Vinorelbine (25 mg/m2) und Bevazicumab kam es jedoch zu einer weiteren Progression, ebenso wie unter insgesamt 1 Zyklus Caelyx. Die Patientin verstarb schließlich 88 Tage postpartum bzw. 5 Monate nach Diagnosestellung.
Schlussfolgerung:
Aufgrund der zurückhaltenden Diagnostik und der physiologischen Veränderungen der Brüste werden Mammakarzinome in der Schwangerschaft oft spät entdeckt. Das trägt dazu bei, dass das krankheitsfreie und das Gesamtüberleben insgesamt signifikant schlechter sind als außerhalb der Schwangerschaft.
Die Behandlung ist abhängig von den Charakteristika des Tumors sowie Stadium der Schwangerschaft. Palliative Therapie eines primär metastasierten besteht aus einer anthrazyklinhaltigen Chemotherapie nach Abschluss der Organogenese. Bestrahlungen sollten erst postpartal erfolgen.
Literatur:
[1] Abenhaim HA, Azoulay L, Holcroft CA et al. Incidence, risk factors, and obstetrical outcome of women with breast cancer in pregnancy. Breast J 2012; 18:564 – 8.
[2] Gajjar K, Martin-Hirsch PL, Martin FL. Treatment of breast cancer during pregnancy. Lancet Oncol 2012;13.
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