Pneumologie 2013; 67 - P177
DOI: 10.1055/s-0033-1334751

Pulmonale und extrapulmonale Tuberkulose durch M. bovis (ssp.bovis)

B Glunz 1, C Schaudt 1
  • 1Karl-Hansen-Klinik, Bad Lippspringe

Einleitung:

Tuberkuloseerkrankungen durch M. bovis sind seit den 50er Jahren durch die Sanierung der Rinderbestände äußert selten. 2010 wurde in 45 Fällen (1,5%) eine durch M. bovis hervorgerufene Tuberkulose gemeldet(1). Im vorliegenden Fall handelt es sich um einen 54-jährigen Patienten mit einer durch M.bovis hervorgerufenen Tuberkulose der Lungen und des Urogenitaltraktes sowie einer ausgeprägten Colitis.

Kasuistik:

Klinisch imponierten Gewichtsverlust, Inappetenz sowie eine Infektanämie; in der CT-Thorax zeigten sich zentral einschmelzende konfluierende Rundherde beider Lungen. Aufgrund des klinisch-radiologischen Befundes und des Nachweises säurefester Stäbchen aus Sputum und Bronchialsekret wurde mit einer Vierfachtherapie (HREP) begonnen. Nach Erhalt der Typenbestimmung mittels DNA-Sonde (M. bovis bovis) auch aus Urin und Stuhl und erwartungsgemäßer Bestätigung einer PZA-Resistenz Beendigung der Therapie mit PZA. Bei massiven Diarrhoen in einer CT- Abdomen Verdacht auf ein stenosierend wachsendes Malignom des Colon sigmoideum mit Impression der Harnblase, differenzialdiagnostisch Abszedierung. Sonographisch und coloskopisch zeigte sich eine Colitis des Colon descendens/sigmoideum; histologisch zeigte sich ein unspezifischer Befund, kein Nachweis von M. bovis. Kulturell Nachweis von Clostridium difficile, makroskopisch keine Pseudomembranen. Bei massiv reduziertem Allgemeinzustand wurde eine parenterale Ernährung notwendig.

Zusammenfassung:

Eine disseminierte Tuberkulose wurde 2010 insgesamt 21-mal (0,5%) registriert (1). Im vorliegenden Fall lag bei kulturellem Nachweis von M.bovis aus respiratorischem Material und Morgenurin auch eine schwere Colitis vor, so dass von einer disseminierten Tuberkulose durch M.bovis ausgegangen werden muss. Die verzögerte kulturelle Konversion und der zwischenzeitlich massiv verschlechterte Allgemeinzustand durch eine zusätzliche Infektion mit C. difficile machte eine verlängerte Therapiedauer erforderlich.

(1): Bericht zur Epidemiologie der Tuberkulose in Deutschland für 2010, RKI.