Pneumologie 2013; 67 - V399
DOI: 10.1055/s-0033-1334662

Substitutionstherapie bei schwerem Alpha1-Antitrypsin-Mangel (FEV1 < 35% Soll)

V Knipel 1, W Windisch 1, T Köhnlein 2
  • 1Kliniken der Stadt Köln gGmbH, Lungenklinik Merheim, Abteilung Pneumologie
  • 2Abteilung Pneumologie, Mukoviszidose Ambulanz, Medizinische Hochschule Hannover

Hintergrund: Eine Substitutionstherapie mit humanem Alpha1-Antitrypsin (AAT) bei AAT-Mangel ist derzeit nur für Patienten mit mittelgradiger Einschränkung der Lungenfunktion und einem FEV1-Wert zwischen 35 und 60% Soll bei den Phänotypen PiZZ, PiZ0, Pi00, PiSZ zugelassen. Effekte einer Substitutionstherapie bei Patienten mit schwerer Atemwegsobstruktion und einem FEV1 < 35% Soll sind unklar, hier wird aktuell eine Substitutionstherapie nicht empfohlen.

Methodik: Zehn Patienten, die eine Substitutionstherapie trotz eines FEV1 < 35% Soll erhielten, wurden retrospektiv hinsichtlich Veränderung des FEV1 sowie Anzahl der Exazerbationen vor und nach Einleitung der Substitutionstherapie untersucht.

Ergebnisse:

Tabelle 1. Exazerbationen (Exaz.) vor (prä) und nach (post) Einleitung einer Substitutions-therapie mit humanem AAT

Alter

(Jahre)

Geschlecht

(m/w)

Exaz.-prä

(N/Jahr)

Exaz.-post

(N/Jahr)

FEV 1 - prä

(% Soll)

FEV 1 - post

(% Soll)

59

w

2

0

18

17 (4 Monate)

47

w

1

0

23

27 (4 Monate)

49

m

2

0

21

17 (6 Monate)

41

w

3

2

21

25 (6 Monate)

51

m

4

0

19

20 (6 Monate)

46

m

2

1

23

23 (6 Monate)

40

w

4

1

30

21 (1 Jahr)

48

w

3

0

35

26 (1 Jahr)

44

w

6

4

30

34 (4 Jahre)

46

w

2

0,5

?

22 (19 Jahren)

Bei allen Patienten zeigt sich eine Abnahme der jährlichen Exazerbationsrate. Im ersten halben Jahr nach Beginn der Substitutionstherapie fällt das FEV1 nicht weiter ab, in vielen Fällen kann ein Anstieg beobachtet werden. Im weiteren zeitlichen Verlauf ist die Entwicklung uneinheitlich.

Diskussion: Patienten mit AAT-Mangel und einem FEV1 < 35% Soll können von einer Substitutionstherapie durch Reduktion der Exazerbationsrate und einer Verbesserung bzw. Stabilisierung der Lungenfunktion profitieren. Ein genereller Ausschluss dieser Patientengruppe von einer Substitutionstherapie erscheint nicht gerechtfertigt.