Es soll eine spannende Kasuistik demonstriert werden. Ein 19-jähriger, sozial gut
integrierter Mann stellte sich wegen Hämoptysen vor. Die Anamnese ist bis auf einen
erheblichen Nicotinabusus und den Gebrauch von täglich 1 g Tetrahydrocannabinol (Cannabis)
unauffällig. Neben einem CT-morphologisch nachweisbaren Grenzbefund zum Lungenemphysem
und einer bronchoskopisch erkennbaren ausgeprägten Tracheobronchitis fanden sich endoskopisch
sichtbar kleine Fremdkörper in allen Arealen des Bronchialsystems ohne Anhalt für
eine Blutungsquelle. In der bronchoalveolären Lavage gelang der Nachweis fetthaltigen
Materials und histologisch fand sich neben Rauchermakrophagen fasriges Material. Anamnestische
Hinweise für die Aspiration gab es nicht. Die Lungenfunktion war normal und Alpha-1-Antitrypsin
lag im Normbereich.
Da in Deutschland erworbenes Cannabis neben Schimmelpilzen und Bakterien auch Streckmittel,
wie Fette, Öle, Sand, Glas, Wachs, Blei und Brix enthält, werteten wir die von uns
erhobenen Befunde in diesem Zusammenhang. Unterstützt wird unsere Diagnose durch eine
Studie des Inselspitals Bern. Hier fielen viele junge Menschen mit Cannabiskonsum
und Pneumothorax bei schwerem Lungenemphysem auf. Im Lungengewebe dieser Patienten
konnten die Wissenschaftler Cannabis-Fasern, die aus den ungefilterten Joints direkt
in die Lunge gelangen und dort als Entzündungsherde wirken nachweisen.
Regelmäßig aktualisierte Statistiken zum Cannabiskonsum der allgemeinen Bevölkerung
liegen insbesondere aus der Schweiz, Wien und Frankreich vor. Das Einstiegsalter liegt
demnach bei 12 – 13 Jahren. In der Schweiz haben 34% der Schüler und 27% der Schülerinnen
schon einmal Cannabis geraucht. Bei den 25 – 29-Jährigen sind es 47% der Männer und
28% der Frauen. In Wien konsumierten 2011 21% der Bevölkerung Cannabis und in Frankreich
betrifft es 59% der über 18-jährigen Männer und 43% der Frauen. Für Deutschland gibt
es eine Spannweiter der Daten; 3,3% der 14 – 17-Jährigen, 13 – 25% der Gesamtbevölkerung.
Aufgrund dieser aufgeführten Sachverhalte und des hohen Anteils der Cannabis-Rauchenden
in der Bevölkerung einer globalen Welt soll auch die Diskussion angeregt werden, ob
sich die Pneumologie der Problematik des Cannabisrauchens stellen muss.