Pneumologie 2013; 67 - P410
DOI: 10.1055/s-0033-1334634

PiSMHeerlen – Seltene Variante eines Alpha1-Antitrypsin-Mangels

V Knipel 1, T Köhnlein 2, T Greulich 3, W Windisch 1
  • 1Kliniken der Stadt Köln gGmbh, Lungenklinik Merheim, Abteilung Pneumologie
  • 2Medizinische Hochschule Hannover, Pneumologie Mukoviszidose Ambulanz
  • 3Universitätsklinikum Gießen und Marburg, Standort Marburg, Klinik für Innere Medizin, Schwerpunkt Pneumologie

Hintergrund: Mehr als 120 Varianten des Alpha1-Antitrypsin-(AAT)-Mangels sind bekannt. Homozygote Träger der S- oder Z-Variante entwickeln am häufigsten eine schwere COPD. Darüber hinaus gibt es mindestens 30 seltene Varianten, die ebenfalls mit einem reduzierten AAT-Spiegel im Plasma einhergehen. Hierzu zählt die Variante MHeerlen. Hierbei handelt es sich um eine Punktmutation im AAT-Gen, in deren Folge an Position 213 des AAT-Moleküls Leucin statt Prolin steht. Damit ist das AAT-Molekül in seiner Tertiärstruktur stark beeinträchtigt und wird größtenteils kurz nach seiner Synthese in den Hepatozyten wieder eliminiert. Über die Epidemiologie und den klinischen Phänotyp dieser seltenen Variante ist bislang wenig bekannt.

Fall: Bei einer heute 61 Jahre alten Patientin wurde im 56. Lebensjahr eine schwere COPD diagnostiziert aufgrund einer schweren Pneumonie, die einen stationären Aufenthalt notwendig machte. Vor 5 Jahren wurde aufgrund einer schweren Atempumpeninsuffizienz eine dauerhafte außerklinische Nicht-invasive Beatmung begonnen, worunter die vorbestehende Hyperkapnie am Tage beseitigt werden konnte. In einer aktuellen Routine-Messung des AAT-Spiegels fand sich ein nephelometrisch gemessener Wert von 80 mg/dl. Die Genotypisierung erbrachte einen Typ PiSMHeerlen. In den letzen beiden Jahren wurde ein Abfall des FEV1 von 45% Soll auf 36% Soll und eine Abfall der körperlichen Leistungsfähigkeit auf 1 Etage Nonstop-Treppensteigen beobachtet.

Diskussion: Im Unterschied zu heterozygoten PiMS Trägern weist der geschilderte Fall eine deutlich beschleunigte Progression der Lungenerkrankung auf. Insofern wird wahrscheinlich, dass dem Allel MHeerlen ein wesentlicher Anteil an der Entstehung und dem Fortschreiten der COPD zukommt.