Pneumologie 2013; 67 - P227
DOI: 10.1055/s-0033-1334630

Akutes Lungenversagen nach Cladribin-Therapie

J Alhanna 1, J Krugmann 2, A Kiani 3, Z Hetzmann 2, C Steppert 1
  • 1Klinikum Bayreuth, Medizinische Klinik II
  • 2Klinikum Bayreuth, Institut für Pathologie
  • 3Klinikum Bayreuth, Medizinische Klinik IV

Bei zahlreichen zytotoxischen Substanzen ist eine pulmonale Toxizität bekannt. Bislang existiert in der Literatur nur ein Bericht über eine Cladribin-assoziierte Pneumonitis geringeren Ausmasses.

Ein 61- jähriger Patient mit Leukozytose (100 G/l) wurde wegen Verdachts auf akute Lungenembolie und Leukämie stationär aufgenommen. Computertomographisch fand sich keine Lungenembolie bei Zeichen einer geringgradigen Alveolitis beidseits basal. In der BAL fand sich eine lymphozytäre Alveolitis, kein Nachweis von Keimen oder Pneumocystis jiroveci. Unter systemischen Steroiden in absteigender Dosierung ergab sich eine deutliche Besserung der Dyspnoe. Zytologisch und immunhistochemisch konnte sowohl im peripheren Blut als auch im Knochenmark eine Haarzellleukämie nachgewiesen werden.

Sechs Tage nach Beginn einer Chemotherapie mit Cladribin 0,14 mg/kg d1-d5 kam es zu einer akuten Pneumonie mit Fieber bis 39,8 °C, erhebliche Dypnoe und basalen pulmonalen Infiltraten bei weiterhin deutlicher Leukozytose (21G/l) und normalen Neutrophilen (5,3G/l). Unter antibiotischer Therapie mit Ceftriaxon kam es zwar zu einer Normalisierung der Temperaturen, jedoch weiterer Verschlechterung der respiratorischen Situation. Eine erneute CT erbrachte Konsolidierungen in beiden Lungen; auch wurde der Verdacht auf eine Pneumocystis jiroveci- Pneumonie gestellt. Es erfolgte der Beginn einer Therapie mit Cotrimoxazol sowie die Umstellung der antibiotischen Therapie und antimykotische Abschirmung. Wegen schwerer Hypoxämie trotz O2 erfolgte die Einleitung einer nichtinvasiven Beatmung.

Die erneute Bronchoskopie mit BAL und transbronchialer Biopsie erbrachte keinen Nachweis opportunistischer Keime oder Pilze. BAL und transbronchiale Biopsie ergaben einen akuten diffusen Alveolarschaden.

Unter hochdosierter Steroidtherapie kam es zu einer langsamen Besserung sowohl der klinischen, blutgasanalytischen als auch radiologischen Situation. Die nichtinvasive Beatmung konnte nach 11 Tagen beendet und der Patient nach 16 Tagen entlassen werden.

Dieser Fall zeigt die Notwendigkeit einer invasiven Diagnostik bei respiratorischen Beschwerden nach Chemotherapie und damit die Notwendigkeit einer interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen Hämatologie und Pneumologie.