Pneumologie 2013; 67 - P435
DOI: 10.1055/s-0033-1334565

Wie sekundärer Krankheitsgewinn zu Weaningversagen führen kann

AH Bayarassou 1, A Prickartz 1, JH Storre 2, W Windisch 2
  • 1Lungenklinik Köln Merheim, Kliniken der Stadt Köln gGmbH
  • 2Kliniken der Stadt Köln gGmbH, Lungenklinik, Abteilung Pneumologie

Hintergrund: Bei Patienten mit prolongiertem Weaning kann es zur Etablierung einer außerklinischen invasiven Beatmung kommen. Das Verfahren der Überleitung ist aufwändig und geht häufig mit einem hohen organisatorischen, medizinischen, technischen und finanziellen Aufwand einher. Daher muss im Vorfeld das Weaningpotential jedes einzelnen kritisch evaluiert werden, um eine ‚Überversorgung‘ zu vermeiden.

Methodik: Es erfolgte eine retrospektive Analyse des Weaningerfolges bei Patienten mit invasiver außerklinischer Beatmung und prolongiertem Weaning. Patienten mit Diskrepanz zwischen ärztlicher Beurteilung des Weaningpotentials und Therapiewunsch des betroffenen Patienten wurden analysiert.

Ergebnisse: Vier Patienten mit COPD wurden identifiziert: ein 50-jähriger Patient verweigerte initial die Dekanülierung aus Sorge, die intensive häusliche Versorgung zu verlieren. Ein weiterer Patient (64J.) sah den Verlust der finanziellen Unterstützung der Ehefrau durch die Krankenkasse, sollte er von der invasiven Beatmung entwöhnt werden. Beide Patienten wurden dekanüliert und es konnte erfolgreich eine NIV etabliert werden.

Bei einer 46-jährigen Patientin mit Borderline scheiterte die Dekanülierung an nicht zu beherrschenden Panikattacken sowie Ängsten vor Verlust der Versorgungsstruktur (Beatmungswohngemeinschaft). Eine weitere Patientin (65J.) war bereits entwöhnt und erfolgreich auf eine NIV umgestellt. Die Angehörigen forderten jedoch die Rekanülierung und Reetablierung der invasiven außerklinischen Beatmung zum Erhalt der 24h Intensivpflege.

Diskussion: Prolongiertes Weaning sowie die Etablierung einer häuslichen invasiven Beatmung kann zu sekundärem Krankheitsgewinn führen. Die Selbstbestimmung des beatmeten Menschen muss trotzdem möglich bleiben. Die Gesamtsituation stellt eine große Herausforderung für das behandelnde Team dar.