Pneumologie 2013; 67 - P189
DOI: 10.1055/s-0033-1334562

Septischer Schock und Multiorganversagen bei Lungentuberkulose

M Held 1, M Schmidbauer 1, R Holl 1, B Jany 1
  • 1Missionsärztliche Klinik GmbH Würzburg, Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Würzburg, Abteilung Innere Medizin

Hintergrund:

Die Lungentuberkulose stellt weltweit nach wie vor die häufigste Infektionskrankheit dar. In den westlichen Industrienationen ist die Erkrankung heutzutage seltener, foudroyante Verläufe sind eine Rarität.

Fallbericht:

Notärztliche Zuweisung einer 61-jährigen Patienten mit Verdacht auf eine gastrointerstinale Blutung. Seit 3 Wochen reduzierter Allgemeinzustand, Appetitverlust und verringerte Nahrungsaufnahme sowie dunkler Stuhl. Fremdanamnestisch Verwahrlosung. Vorerkrankungen: Z.n. Larynx-Carcinom, Z.n. stumpfem Bauchtrauma. Z.n. Oberarmfraktur, bekannte Alkoholkrankheit. Keine Vormedikation.

Körperliche Untersuchung: Schock (RR 105/62 mm Hg, HF 150/min), trockene Haut- und Schleimhäute, pulmonale Rasselgeräusche rechts basal, diffuser abdomineller Schmerz, kein Teerstuhl.

Labor: Leukozytose und erhöhte Serumentzündungsparametern (CRP 25,5 mg/dl, PCT 31 ng/ml). Erhöhte Serumtransaminasen, eingeschränkte Nierenfunktion, Elektrolytentgleisung und Einschränkung der plasmatischen Gerinnung.

Radiologisch beidseitige Infiltrate mit Kavernisierung im rechten Oberlappen. Sonographisch inhomogenes Lebermuster, Darmwandverdickung und geringe Menge freier Flüssigkeit.

Mikrobilogisch im Bronchialsekret Nachweis massenhafter säurefester Stäbchen, kulturell Mycobacterium tuberculosis.

Verlauf: Innerhalb von Stunden foudroyante Verschlechterung mit Tod im Multioranversagen.

Sektionsbefund: Lungentuberkulsoe mit pulmonal disseminierten Herden mit zentral verkäsenden Epitheloidzell-Granulomen sowie Lymphknotenbefall und Kavenernbildung mit Anschluss ans Bronchialsystem. Zahlreiche säurefeste Stäbchen. Extrapulmonal kein Nachweis weiterer granulomatöser Herde. Als Ausdruck eines septischen Schocks Lungenödem, Pleuraergüsse, renale Tubulusnekrosen und Hirnödem.

Schlussfolgerung:

Bei entsprechender Prädisposition mit Immunsuppression stellt die tuberkulöse Sepsis eine seltene aber real existente Differenzialdiagnose beim septischen Multiorganversagen dar.