Pneumologie 2013; 67 - P491
DOI: 10.1055/s-0033-1334557

Empfindlichkeit der Zweitrangmedikamente bei Patienten mit MDR Tuberkulose. Monozentrische Ergebnisse von 2008 bis 2012

R Otto-Knapp 1, S Wagner 2, T Weiß 1, L Bös 3, S Vesenbeckh 4, G Glaser-Paschke 4, M Priwitzer 3, N Schönfeld 1, H Rüssmann 2, H Mauch 2, TT Bauer 5
  • 1Klinik für Pneumologie, Lungenklinik Heckeshorn, Helios Klinikum Emil von Behring, Berlin
  • 2Institut für Mikrobiologie, Helios Klinikum Emil von Behring, Berlin
  • 3Deutsches Zentralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose e.V., Berlin
  • 4Zentrum für Tuberkulosekranke und -gefährdete Menschen, Berlin
  • 5Deutsches Zentralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose e.V., Berlin; Klinik für Pneumologie, Lungenklinik Heckeshorn, Helios Klinikum Emil von Behring, Berlin

Hintergrund:

Die multiresistente Tuberkulose (MDR) ist ein weltweit zunehmendes Problem, das vornehmlich durch Migration auch das deutsche Gesundheitssystem betrifft. Bei einer durch molekularbiologische Schnelltests diagnostizierten MDR Tuberkulose muss die Behandlung angesichts der Verzögerungen durch Erregeranzucht und Resistenztestung zunächst kalkuliert erfolgen. Die Wahl einer geeigneten Therapie ist in dieser Situation schwierig, da wenig Daten zur Häufigkeit von Empfindlichkeit gegen Zweitlinienmedikamente zur Verfügung stehen.

Methoden:

Zur Auswertung kamen alle in das Labor der Lungenklinik Heckeshorn (Berlin) eingesandte und auf Mykobakterien untersuchten Proben zwischen Januar 2008 und Juni 2012. Die Dokumentation der Daten erfolgte durch das Laborinformationssystem Dorner M/Lab, die Auswertung über Hybase-Klinik. Informationen zur Mortalität wurden mit den Daten des zuständigen Gesundheitsamtes abgeglichen.

Ergebnisse:

Es wurden bei 602 Patienten Stämme von Mycobacterium tuberculosis nachgewiesen, davon erfüllten 21 (3,5%) die Kriterien einer MDR Tuberkulose. Bei Therapiebeginn hatten die Patienten im Median ein Alter von 35 (21 – 74) Jahren, 38% waren weiblich. Die Diagnose wurde bei 16/21 Patienten aus dem Sputum gestellt (76%). Von 21 MDR Patienten stammten jeweils 8/21 Patienten (38%) aus den Regionen Osteuropa und Kaukasus (Asien). Als Zweitrangmedikamente wurden Clofazimin, Cycloserin (100%), Moxifloxacin und Linezolid (95%) empfindlich getestet. P-Aminosalicylsäure (86%) und Capreomycin (86%) sowie Amikacin (74%) und Pyrazinamid (63%) waren eingeschränkt empfindlich. Die häufigsten Resistenzen waren bei Ethambutol (86%), Rifabutin (90%), Protionamid (95%) und Streptomycin (100%) zu finden.

Diskussion und Zusammenfassung:

Diese retrospektive monozentrische Auswertung gibt Aufschluss über die Häufigkeit von Medikamentenresistenzen bei MDR-Tuberkulose Patienten in der Lungenklinik Heckeshorn. Eine Übertragbarkeit der Ergebnisse ist bei Kenntnis des Herkunftslandes eines MDR Patienten möglicherweise gegeben. Hierzu sollten jedoch mehr Resistenzmustern ausgewertet werden. Die Kenntnis regionaler Resistenzmuster könnte die Therapie bis zur abschließenden Resistenztestung verbessern.