Pneumologie 2013; 67 - V295
DOI: 10.1055/s-0033-1334538

Sympathische Aktivierung und muskuläre Dysfunktion bei COPD

T Raupach 1, H Haarmann 1, J Folle 1, S Andreas 2
  • 1Universitätsmedizin Göttingen Kardiologie & Pneumologie
  • 2Lungenfachklinik Immenhausen, Krs. Kassel, Pneumologische Lehrklinik Universität Göttingen

Einleitung: Patienten mit COPD zeigen eine Dysfunktion der Skelettmuskulatur, die zur Morbidität und Mortalität beiträgt. Analog zur Pathophysiologie der Linksherzinsuffizienz könnte die sympathovagale Dysbalance auch bei der COPD ein wesentliches Bindeglied zwischen der Grunderkrankung, der Muskeldysfunktion und der Mortalität darstellen. Folglich sollte in diesem Projekt der Zusammenhang zwischen der sympathovagalen Balance und der körperlichen Leistungsfähigkeit bei Patienten mit COPD und gesunden Probanden untersucht werden.

Methoden: Die maximale Leistungsfähigkeit von Patienten mit COPD (n = 30) und gesunden Kontrollprobanden (n = 15) wurde spiroergometrisch erfasst. Mittels Mikroneurografie und kontinuierlicher nicht-invasiver Blutdruckmessung wurden wesentliche Parameter der sympathovagalen Balance (muskelsympathische Nervenaktivität (MSNA), Baroreflex-Sensitivität) in Ruhe und bei leichter körperlicher Belastung (Handgrip-Übung) erhoben.

Ergebnisse: In der Gesamtgruppe (n = 45) zeigte sich eine negative Korrelation zwischen der Ruhe-MSNA und der maximalen Leistungsfähigkeit (r =-0,552; p = 0,041). Unter statischer Handgrip-Belastung kam es nur bei COPD-Patienten zu einer signifikanten Zunahme der MSNA (von 37,4 ± 2,3 auf 45,2 ± 4,0 Bursts/min; p = 0,022). Zwischen dieser Zunahme und der maximalen Leistungsfähigkeit fand sich eine enge negative Korrelation (r =-0,857; p = 0,014). Die Handgrip-Belastung hatte weder bei Patienten noch bei Kontrollprobanden einen signifikanten Einfluss auf die Baroreflex-Sensitivität.

Schlussfolgerung: In dieser Studie konnte erstmals ein Zusammenhang zwischen Sympathikus-Aktivierung und eingeschränkter körperlicher Belastbarkeit von COPD-Patienten nachgewiesen werden. Unsere Daten stützen die Hypothese, dass eine Störung der sympathovagalen Dysbalance wesentlich zur Leistungseinschränkung bei COPD beiträgt und somit einen möglichen Angriffspunkt künftiger Therapiekonzepte darstellt.

(gefördert von der DFG; Antrag RA 1937/1 – 1)