Pneumologie 2013; 67 - V476
DOI: 10.1055/s-0033-1334517

Molekularbiologische Resistenzprüfung gegenüber Isoniazid und Rifampicin aus Direktmaterial von Tuberkulosepatienten

C Kreiter 1, A Streubel 2, A Roth 2, N Schönfeld 1, T Blum 1, L Bös 3, R Otto-Knapp 3, H Mauch 4, H Rüssmann 4, TT Bauer 1, T Mairinger 5
  • 1Klinik für Pneumologie, Lungenklinik Heckeshorn, Helios Klinikum Emil von Behring, Berlin
  • 2MVZ am Helios Klinikum Emil von Behring, Berlin
  • 3Deutsches Zentralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose, Berlin
  • 4Institut für Mikrobiologie, Helios Klinikum Emil von Behring, Berlin
  • 5Institut für Gewebediagnostik, Helios Klinikum Emil von Behring, Berlin

Einleitung: In Deutschland ist die Zahl der Neudiagnosen an Tuberkulose zwar stabil, insbesondere bei Zuwanderen aus Ost-Europa spielt jedoch zunehmend Resistenzen eine klinische Rolle. Durch molekularbiologische Testsysteme für den gleichzeitigen Nachweis von MTB-Komplex und dessen Resistenzen gegenüber den potentesten Medikamenten hat die Diagnostik einen weiteren wichtigen Baustein gewonnen. In unserem Zentrum werden sie routinemäßig für positive Kulturen angewendet. Mit der vorliegenden Untersuchung wurde die Sensitivität der molekularbiologischen direkten Testung von Resistenzen gegenüber Isoniazid (INH) und Rifampicin (RMP) aus Atemwegsmaterialien retrospektiv ausgewertet.

Methode: Im Zeitraum von 2010 bis 2012 wurde bei 37 Patienten mit einer nachgewiesenen Tuberkulose eine direkte molekularbiologische Prüfung von Genmutationen im rpoB und katG Gen vorgenommen. Die Ergebnisse der molekularen Empfindlichkeitsprüfung wurden mit den Ergebnissen der konventionellen Resistenztestung aus den Kulturen verglichen.

Ergebnisse: Bei 34 Patienten wurden mikroskopisch säurefeste Stäbchen nachgewiesen. Eine INH- und eine RMP-Resistenz, ermittelt nach dem herkömmlichen kulturellen Verfahren, lag in 8 und 4 Fällen vor, wobei 4 der INH-Resistenzen auch eine RMP-Resistenz aufwiesen. Von diesen 8 Fällen waren alle bis auf einen, nur INH-resistenten Fall, mikroskopisch positiv. Bei 3 Patienten, die mikroskopisch negativ waren, erbrachte die molekulare Methode bereits vor dem Ergebnis der Kultur ein Ergebnis (2 INH- und RMP-sensibel, einer INH-resistent). Bei nur 2 Patienten wichen die Ergebnisse der molekularbiologischen Untersuchung von denen der kulturellen Resistenztestung ab (je eine INH- und eine RMP-Resistenz), weil die direkte molekulare Methode die Genmutation nicht erkennen konnte.

Schlussfolgerung: Die molekularbiologische Resistenztestung ist ein klinisch valides Verfahren, um aus Atemwegsmaterialien Resistenzen gegen INH und RMP zu bestimmen. Vor dem Hintergrund von den steigenden Zahlen auch von multiresistenten Erregern bei Patienten, die hierzulande behandelt werden müssen, bietet die Methode daher in der Klinik einen weiteren Zeitvorteil.