Pneumologie 2013; 67 - V241
DOI: 10.1055/s-0033-1334506

Respiratorische Symptome und COPD bei Beschäftigten von Kompostierungsanlagen

F Hoffmeyer 1, V van Kampen 1, A Deckert 1, N Rosenkranz 1, M Kaßen 1, T Brüning 1, M Raulf-Heimsoth 1, J Bünger 1
  • 1Institut für Prävention und Arbeitsmedizin der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung, Institut der Ruhr-Universität Bochum (Ipa)

Hintergrund und Ziel der Studie:

Es ist davon auszugehen, dass bis zu 20% der chronisch obstruktiven pulmonalen Erkrankungen (COPD) auf besondere berufliche Expositionsbedingungen zurückführbar sind. In Kompostierungsanlagen sind Beschäftigte über das ubiquitäre Maß hinaus gegenüber organischen Stäuben (Bioaerosole) exponiert, die entzündliche Prozesse induzieren können. Ziel der Untersuchungen war es, die Prävalenz von respiratorischen Symptomen sowie COPD bei Kompostwerkern zu erfassen.

Methoden:

Querschnittsstudie (Zustimmung der Ethikkommission der Ruhr-Universität Bochum) mit 190 aktuell (Alter: 45 ± 9,3 Jahre; 31% Raucher) und 59 ehemals tätigen Kompostarbeitern (Alter: 52 ± 10,6 Jahre; 24% Raucher) sowie 38 Büroarbeitern (Alter: 58 ± 6,4 Jahre; 13% Raucher). Als Bewertungsgrundlage dienten ein detaillierter Fragebogen, körperliche Untersuchung und Lungenfunktionsprüfung (MasterScope). Als Hinweise auf eine allergische Atemwegserkrankung galten spezifische IgE-Antikörper (sx1), erhöhtes FeNO und eine Sputum-Eosinophilie. Statistische Vergleiche erfolgten mit einseitigem Mann-Whitney-Test.

Ergebnisse:

Husten wurde mit 15% gleich häufig von aktuell tätigen und ehemaligen Kompostarbeitern und jeweils vermehrt im Vergleich zu Büroarbeitern (3%; p = 0,181 bzw. p = 0,023) angegeben. Der Anteil von Personen mit chronischer Bronchitis war bei ehemaligen Kompostarbeitern mit 23,7% im Vergleich zu aktuell Tätigen (4,2%; p = 0,018) erhöht. Eine erhöhte COPD Prävalenz war ebenfalls im Kollektiv der ehemaligen Kompostarbeiter mit 17,2% im Vergleich zu den aktuell Tätigen (1,6%; p < 0,0001) und Kontrollen (5,3%; p = 0,043) feststellbar. Für insgesamt zwei Personen mit COPD ergab sich gleichzeitig der V.a. eine allergische Atemwegserkrankung.

Schlussfolgerung:

Reizungen der Atemwege in Form von Husten traten bei Kompostarbeitern gehäuft auf. Chronische Bronchitis und COPD waren bei den aktuell tätigen Kompostarbeitern vergleichsweise gering ausgeprägt. Die erhöhte Prävalenz dieser Krankheitsbilder bei ehemaligen Mitarbeitern steht möglicherweise im Zusammenhang mit vorausgegangenen höhergradigen Expositionen gegenüber Bioaerosolen. Die Diskordanz der Prävalenzen bei aktiv und ehemals Tätigen ist als „Healthy-Worker-Survivor-Effect“ zu interpretieren.