Pneumologie 2013; 67 - V515
DOI: 10.1055/s-0033-1334504

Detektion von Patienten mit Alpha-1-Antitrypsin-Mangel in Deutschland – Trends im Verlauf zwischen 2003 und 2011

T Greulich 1, C Nell 1, M Wencker 2, K Kehr 1, V Kotke 1, C Herr 3, C Vogelmeier 1, R Bals 3, RA Koczulla 1
  • 1Universitätsklinikum Gießen und Marburg, Standort Marburg, Klinik für Innere Medizin, Schwerpunkt Pneumologie
  • 2Universitätsklinikum Essen Ruhrlandklinik, Westdeutsches Lungenzentrum, Abteilung Pneumologie
  • 3Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Innere Medizin V – Pneumologie, Allergologie, Beatmungs- und Umweltmedizin, Homburg/Saar

Einleitung:

Alpha-1 Antitrypsin-Mangel (AATM) ist eine seltene Erkrankung, welche laborchemisch durch einen erniedrigen Serumspiegel von Alpha-1 Antitrypsin gekennzeichnet ist. AATM-Patienten besitzen ein erhöhtes Risiko, ein Lungenemphysem, eine Leberzirrhose und einige andere Erkrankungen zu entwickeln. Die Diagnose erfolgt über die Bestimmung des Serum AAT, die Genotypisierung der häufigsten Mutationen (S und Z) sowie die Phänotypisierung mittels isoelektrischer Fokussierung (IEF).

Da in Deutschland trotz immer wieder durchgeführter Aufrufe zum konsequenten Screening bislang nur etwa 15% der erwarteten 10.000 Patienten entdeckt worden sind, haben wir untersucht, ob sich die Detektionsrate und das mittlere Alter der von uns untersuchten Patienten im Verlauf der letzten 8 Jahre verändert haben.

Methoden:

Im Zeitraum von August 2003 bis Dezember 2011 wurden 49.387 Test-Kits (Alpha-Kit) versendet, von denen 12.756 zurückgesandt wurden. Bei 59 nicht auswertbaren Kits und 180 doppelt eingesandten Kits basieren unsere Ergebnisse auf 12.517 analysierten Proben.

Ergebnisse:

Bei der Analyse der 12.517 eingesendeten Test-Kits ergaben sich folgende Phänotypen: PIMM 8437 (66,14%), PIMZ 2316 (18,16%), PIZZ 829 (6,5%), PIMS 624 (4,89%), PISZ 186 (1,46%) und PISS 37 (0,29%). Darüber hinaus fanden wir 88 seltene Phänotypen. Die größten Gruppen der Einsender sind dabei: Pneumologen 62%, Pädiater 9%, Allgemeinmediziner 9%, Gastroenterologen 1%, andere Internisten 4%. Seit 2003 steigt bei leicht steigender Zahl der Einsendungen das mediane Alter der untersuchten Patienten minimal an (von 50 auf 54 Jahre), die Detektionsrate von Phänotypen, welche typischerweise mit einem schweren Mangel einhergehen, steigt nach anfänglichem Hoch in den Jahren 2003/04 und folgendem Abfall seit 2007 von 5% auf 9% an.

Fazit:

Bei mehr als 30% der eingesendeten Test-Kits wurde ein Träger-Status gefunden und bei mehr als 8% wurde ein Genotyp festgestellt, der mit einem schweren AATM einhergeht. Aus der leicht ansteigenden Detektionsrate bei relativ konstantem Einsendeverhalten kann geschlossen werden, dass sich bislang kein Sättigungseffekt eingestellt hat und die Bemühungen um ein erfolgreiches und zielgerichtetes Screening fortgeführt werden sollten.