Endoskopie heute 2013; 26 - P30
DOI: 10.1055/s-0033-1334004

Endoskopischer Verschluss von distalen Ösophagusperforationen mit einem Over-The-Scope Clip (OTSC)

A Braun 1, A Fischer 1, UT Hopt 1, HJ Richter-Schrag 1
  • 1Universitätsklinikum Freiburg, Allgemein-/Viszeralchirurgie, Freiburg, Germany

Einleitung: Die Ösophagusperforation ist ein lebensbedrohliches Krankheitsbild mit einer hohen Komplikations- und Letalitätsrate. Zunehmende endoskopische, interventionelle und minimal invasive Konzepte haben in den letzten Jahren zum Rückgang der Morbidität und Mortalität geführt.

Diese Untersuchung beschreibt das endoskopische Vorgehen zur Behandlung von Ösophagusperforationen mittels eines Over-The-Scope Clip (OTSC).

Material und Methoden: Gegenstand dieser neuen Methode ist die endoskopische Platzierung eines OTSC Clips im Ösophagus zum Verschluss der Perforationsstelle. Dieses Verfahren wurde bei 2 Patienten angewendet. Eine 77-jährige Patientin mit einer iatrogenen Perforation zeigt eine Perforation im distalen Ösophagus (Z-Linie). Ein 40-jähriger Patient zog sich ein Boerhaave-Syndrom zu. Beide Patienten erhielten unmittelbar nach Computertomografie eine Ösophago-Gastro-Duodenoskopie (ÖGD).

Bei beiden Patienten wurden die Ösophagusperforationen innerhalb von 12 Stunden mit einem OTSC Clip verschlossen. Beide Patienten erhielten nach Perforationsverschluss beidseitige Thoraxdrainagen und eine antibiotische Therapie.

Ergebnisse: Die Entzündungszeichen waren bei beiden Patienten nach Perforationsverschluss rückläufig. Der Patient mit dem Boerhaave-Syndrom zeigt im Verlauf eine respiratorische Insuffizienz. Die Thoraxdrainagen konnten bei der iatrogenen Perforation am 4. postinterventionellen Tag, beim Boerhaave-Syndrom am 8. postinterventionellen Tag entfernt werden. Bei keinem Patienten kam es zu einer Sepsis. Der Kostaufbau konnte ohne Dysphagie erfolgen. Die Patientin mit der iatrogenen Perforation konnte 10 Tage, der Patient mit Boerhaave-Syndrom 20 Tage nach OTSC Clipanlage entlassen werden. Eine endoskopische Verlaufskontrolle (ÖGD) nach 3 Monaten zeigte bei beiden Patienten eine freie Ösophaguspassage und den OTSC Clip in situ liegend.

Abb. 1: OTSC – Clip nach iatrogener Ösophagusperforation

Abb. 2: OTSC – Clip, 9 Monate nach Ösophagusperforation

Schlussfolgerung: Der Verschluss von Ösophagusperforationen im distalen Ösophagus durch einen OTSC – Clip ist eine neue, sichere und effektive Behandlungsmethode. Bei gleichzeitiger Anlage von Thoraxdrainagen kann eine iatrogene Ösophagusperforation oder das Boerhaave-Syndrom komplikationslos ausbehandelt werden. Bei deutlich kürzeren Krankenhausaufenthalten ist dieses Verfahren wesentlich kostengünstiger als die bekannten operativen Therapieformen.