Fallbericht: Ein 73-jähriger Patient stellte sich mit einem gesicherten Adenokarzinom des distalen
Ösophagus auf Grundlage eines Long-Barrett-Ösophagus mit IEN high grade Dysplasien
vor. So klagte der Patient seit 6 Monaten über postprandiale Nausea und Emesis sowie
Inappetenz. Eine Dysphagie wurde verneint. Eine ambulante Gastroskopie sicherte daraufhin
die Diagnose. Nach stationärer Aufnahme erfolgte zunächst die Komplettierung des Stagings
(Endosonografie, abd. Sonografie, CT-Thorax+Abdomen, PET-CT). Hinweise auf eine Organmetastasierung
zeigten sich nicht. Nach Anfärbung mit Peressigsäure wurde der Befund endoskopisch
mittels Kappenabtragung reseziert. Dabei kam es zu einer iatrogenen Ösophagusperforation
bei 30 cm VZR. Es erfolgte daraufhin eine endoskopische Clipmarkierung sowie umgehend
eine Computertomografie mit dem Nachweis von mäßig freier Luft im Mediastinum. Im
interdisziplinären Konsens zwischen Gastroenterologen und Viszeralchirurgen wurde
die Anlage einer endoluminalen Vakuumdrainage entschieden. Diese konnte unter gastroskopsicher
Sichtkontrolle nach vorheriger Einlage einer Magensonde platziert werden. Nach viertägiger
Sogbehandlung (60 mmHg) erfolgte eine planmäßige Verlaufskontrolle. Diese zeigte eine
gute Granulation im Bereich der Perforation, sodass die VAC-Therapie nach vier Tagen
beendet werden konnte. Die paraklinischen Entzündungswerte waren unter intravenöser
antibiotischer Therapie mit Piperacillin/Tazobactam nach initial diskretem Anstieg
zeitnah regredient. Komplikationen im Sinne einer Mediastinitis oder eines Pleuraempyems
traten nicht auf. Der weitere stationäre Verlauf verlief komplikationslos.
Fazit: Ösophagusverletzungen bzw. Insuffizienzen nach Ösophagusresektionen stellen weiterhin
eine der schwerwiegendsten Komplikationen in der Ösophaguschirurgie dar. Trotz frühzeitiger
Operationen entstehen Mortalitäten bis zu 60%. Im Laufe der letzten Jahre zeigte sich
zunehmend ein Wandel in der Verfahrensweise von der chirurgischen Operation mit den
entsprechend hohen Raten an Morbidität und Mortalität hin zu minimal invasiven Methoden
wie der Stentimplantation oder der endoluminale VAC Therapie. Die Vorteile der VAC
Therapie liegen in der Druckumkehr im Ösophagus, welcher die Wundreinigung und Granulationstendenz
fördert und somit eine Infektausbreitung verhindert. Die Wundhöhle wird verkleinert,
die Durchblutungssituation verbessert und die Gefahr einer Fistelausbildung reduziert.
Voraussetzung für eine erfolgreiche Therapie ist jedoch eine frühzeitige Diagnostik
und Therapie mit Breitbandantibiose, Nahrungskarenz und ggf. Ernährungstherapie via
Magensonde sowie das rechtzeitige Erkennen möglicher Komplikationen (z.B. Pleuraempyem),
welche umgehend radikal chirurgisch saniert werden müssen.