Balint Journal 2013; 14(01): 25-26
DOI: 10.1055/s-0033-1333730
think fresh!
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

think fresh!

Further Information

Publication History

Publication Date:
18 March 2013 (online)

Zoom Image

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

In diesem Heft finden Sie erstmalig unsere ­Rubrik „think fresh!“. Wir habe hierzu Ihre Antworten auf unseren Leiterrundbrief 2012 sowie direkte Einsendungen aufgrund des Editorials Balint-Journal 3/12 verwandt. Die Seite lebt von Ihren Zuschriften, auf welche wir uns freuen.

Peter Stammberger

Das Problem – auch der Studientagungen – ist, dass Balintarbeit in der Ausbildung kaum vorkommt. Kaum einer der Studenten, die als Blockpraktikanten im 10. Semester in meine Praxis kommen, sagt Balint etwas. Ich habe hier in Würzburg versucht, eine Einführungsveranstaltung für Studenten und PJler durch zu führen. Das lief über den Lehrbeauftragten für Allgemeinmedizin, der sehr offen dafür war. Leider kam jeweils nur 1 Student. Ich wollte eine Balintgruppe mit PJ Studenten gründen, tja hat halt bisher nicht geklappt.

Ich starte dieses Semester noch einen Versuch und habe den Lehrbeauftragten angefragt, ob ich eine Vorlesung im Rahmen der Allgemeinmedizin halten kann. Ich bin mal gespannt.

Wenn in der Weiterbildung z. B. zum Allgemeinarzt plötzlich Balint als Pflicht auftaucht und bisher kein Kontakt bestand, ist die Schwelle sich für eine Tagung anzumelden, glaube ich sehr hoch. Für Studenten sind kurze Tagungen, was ich in einigen Gesprächen mitbekommen habe, sinnvoller. Im Semester herrscht bei vielen Kursen Anwesenheitspflicht, sodass nur die Wochenenden bleiben.

Eine gewisse Überalterung von Studientagungen vor allem der Ärzte und Therapeuten ist mir aufgefallen. In Potsdam war ich einmal, hier war die Tagung offen für medizinisches Personal. Diese Gruppe war deutlich jünger.

Vielleicht wäre ein Studentenbeauftragter Im Vorstand sinnvoll, der sich speziell um den Kontakt mit den Unis, den Studenten kümmert.

M. Deckelmann, Würzburg

Ich gehöre zu den Leitern, die nun keine Balintgruppe mehr leiten. Ich habe über mehrere Jahre eine Gruppe laufen gehabt. Das Problem war, dass die Balintgruppe von den Ärzten absolviert werden „musste“. Eine inhaltliche Arbeit ist immer ordentlich zustande gekommen. Das Interesse oder besser die Begeisterung der Teilnehmer hielt sich jedoch in Grenzen. Als dann noch eine Chirurgin nach dem Nachtdienst in der Gruppe einschlief...

Inzwischen leite ich eine Intervisionsgruppe aus Psychiatern und Psychotherapeuten, neue Gruppenmitglieder werden gemeinsam ausgewählt. Dafür bin ich bereit, sehr lange Tage in der Praxis auf mich zu nehmen. Für obige Pflichtveranstaltungen nicht.

M. Hanusch, Halle

In den ersten beiden Jahrzehnten meiner Tätigkeit kamen Ärzte und Ärztinnen verschiedenster Fachrichtungen aus Interesse an der Arzt-Patientenbeziehung und aus eigener psychohygienischer Motivation. Die Veränderung begann, als die Teilnahme an einer Balint gruppe über eine bestimmte Stundenzahl zur Abrechnung bestimmter Ziffern notwendig wurde. Jetzt war dies die vorherrschende Motivation. Nichts desto trotz blieben auch weiterhin einige Kollegen länger, als Sie gemusst hätten, weil sie off enbar merkten, dass die Balintgruppenarbeit Ihnen in ihrem anstrengenden Alltag hilfreich war. In den letzten Jahren verschärften sich die Anforderungen dieses Alltags aber immer mehr. So berichtete ein Kollege aus einer internistischen Gemeinschaftspraxis z. B. darüber, dass er während des 4 wöchigen Urlaubs seines Kollegen täglich über 100 Patienten sehen musste! Seit Einführung des Qualitätsmanagements und anderer administrativer Tätigkeiten bliebt immer weniger Zeit für den einzelnen Patienten und Balintarbeit. I. Borchard, Bremen

Ich fürchte, dass ein Seminar die Annahme meines Angebotes einer Balintgruppe, im chirurgischen und internistischen Krankenhaus nicht verbessern kann. Ich denke, dass die Kollegen per se schon so „voll“ sind, dass sie keine Vakanzen mehr haben. Zudem ist die Ärzte-Not im „Dorf“krankenhaus so groß, dass schon viele ­daran arbeiten müssen, die Menschen überhaupt zu verstehen. Oft zweifele ich daran, ob – auch von Seite der Vorgesetzten – eine längere Kommunikation überhaupt erwünscht ist oder eher als hinderlich gewertet wird.

Helmut Schaaf, Bad Arolsen

Auch für mich ist es nicht ganz ohne Schwierigkeiten, ausreichend Mitglieder für meine Balintgruppe zu gewinnen und doch habe ich es 2012 sogar gewagt, eine zweite Gruppe zu gründen. Diese trifft sich nur niederfrequent (4×3 Doppelstunden p. a.). Sie soll insbesondere für 2 verschiedene Gruppen sein: zum einen für die sogenannten „Scheinjäger“, aber auch für langjährige Gruppenmitglieder, denen die regelmäßigere Gruppe (11 × im Jahr) zu viel wird.

Meine Erfahrungen mit anderen Berufsgruppen – in der Balintarbeit – beschränkt sich auf einzelne TeilnehmerInnen (Krankenschwester, Arzthelferin, Hebamme). Dies ist einerseits anregend, leider waren sie jedoch sehr in der Minderheit und haben meist nach einem Jahr wieder aufgehört. Gegenwärtig biete ich noch eine Fallsupervision für Krankenschwestern in der Gynäkologie an, leider sind das alles Mitglieder aus einer Institution – es scheint mir hier im Sinne Balints eher wichtiger, die Institutionen durchzumischen, als die Professionen.

Karsten Peters, Wunstorf

Nach dem Motto: Mit Wissen entlastet werden und „punkten“, könnte in einem Arbeitskreis das Procedere geklärt werden für ein „Psychosomatik – Zertifikat“:

Basierend auf der Kenntnis des enormen Psychohygiene – Gewinns durch Balint- Sitzungen für niedergelassene Ärzte und Fachärzte in Ausbildung erscheint mir die Etablierung eines Praxis – / Weiterbildungs- / Zertifikats für unsere Kollegen motivierend und zeitgemäß. Solch ein Zertifikat, ausgestellt von der Balintgesellschaft könnte z. B. im Bereich der Praxisanmeldung aufgestellt werden. Damit würde die Hürde, wieder zu einer Fortbildung sich aufrappeln zu sollen, belohnt werden mit einem Wettbewerbsinstrument im Rahmen der Patientenanbindung. Der inzwischen bei etlichen Kollegen unbekannt gewordene Name „Balint-Gruppensitzung“ müsste evtl. dazu abgeändert werden in „Psychosomatik – Gruppengespräch.

Dr. U. Witte, Bielefeld

Prismatisieren in der Balintgruppe

Das freute mich: eine würdigende Erwähnung von Alfred Drees’ Methode des Prismatisierens in unserem Balintjournal. (Buchbesprechung im Balintjournal 3–2012).

Ich hatte vor langer Zeit einiges darüber von ihm selbst gelesen, was mich sehr faszinierte und zum Ausprobieren lockte. 1 × erlebte ich Alfred Drees auf der internationalen Balint-Tagung in Berlin. Ich erinnere, dass manche Kollegen verständnislos, sogar verstört zurückblieben.

Dennoch probierte ich das Prismatisieren in meiner Balintgruppe – und es brachte Lebendigkeit, Überraschungen und neue Perspektiveröffnungen, wie wir es von der Balintgruppe kennen und wünschen.

Die Buchbesprechung bringt mich dazu, hier auf der neuen Seite, die zum Austausch gedacht ist, zu fragen: wer von den Kollegen/innen hat in seiner/ihrer Balintgruppe mal prismatisieren lassen? welche Erfahrungen wurden gemacht?

Oder ist diese Methode sehr persönlich nur für Herrn Drees selbst anwendbar?

Ich könnte mir einen anregenden Erfahrungsaustausch vorstellen. Das ist mein Wunsch!

Andrea Köster, Worpswede

Für think fresh rege ich an: Die beste und kürzeste Fassung von: „Was ist Balintarbeit“ regelmäßig im DÄ, und in den Ärzteblättern der Länder als Anzeige zu veröffentlichen – mit dem Hinweis: Die DBG hilft Ihnen, einen Balintgruppenleiter in Ihrer Nähe zu vermitteln.

Wolfgang Baur, Vienenburg