Zusammenfassung
Dominique-Jean Larrey (1766–1842) war leitender Chirurg der französischen Armee unter
Napoleon Bonaparte (1769–1821) und Leibarzt des Kaisers. Er führte gegen große Widerstände
der Traditionalisten 1793 die "ambulances volantes" ein, die sog. fliegenden Lazarette.
Ziel war es, den verletzten Soldaten bereits auf dem Schlachtfeld ärztlich zu versorgen
und eine frühzeitige adäquate Ersttherapie einzuleiten. Davon profitierten nicht nur
die alliierten Soldaten, sondern auch die gegnerischen Verwundeten. Durch diese Innovation
in der Erstversorgung der Verletzten und durch sein außerordentliches medizinisches
Können rettete er zehntausenden von Soldaten auf den Schlachtfeldern der napoleonischen
Kriege das Leben. Die von ihm verfassten Memoiren aus den Feldzügen zählten bis in
20. Jahrhundert hinein zu den Standardwerken der modernen Kriegschirurgie. Er befasste
sich auch sehr ausgiebig mit den Verletzungen des Urogenitaltrakts und deren konservativer
oder operativer Versorgung. Auch heute noch zeigt eine Lektüre dieser Kapitel eine
erstaunliche Aktualität und ein perfektes anatomisches Verständnis. In einem Zeitalter
ohne Anästhetika, Antibiotika und unter teilweise primitivsten Verhältnissen wurden
von ihm und seinen Kollegen schier unglaubliche chirurgische Meisterleistungen vollbracht.
Larreys fliegende Lazarette wurden später von vielen anderen Staaten kopiert. So basiert
z. B. das amerikanische Mobile Army Surgical Hospital (M.A.S.H) eindeutig auf seinen
Ideen und Idealen. Er gilt auch heute noch zu Recht als der Vater der modernen Kriegschirurgie
und unseres Erachtens auch der urologischen Traumatologie.
In Leipzig praktizierten 1933 vor Beginn der nationalsozialistischen Diktatur 5 jüdische
Urologen. Die 5 Ärzte waren Hans Abelsohn, Felix Salo Danziger, Hans Hirschel Tobias
Goldmann, Manfred Moses Haas und Siegmund Kaiser. In diesem Artikel werden ihre Lebensläufe
nachverfolgt. Einer von ihnen kam im KZ Auschwitz um, die anderen 4 konnten das Land
verlassen und immigrierten in die USA, nach Kanada, Israel und Großbritannien.
Abstract
Dominique-Jean Larrey (1766–1842) was Surgeon-in-Chief of the Grande Army under Napoleon
Bonaparte (1769–1821) and personal physician of the Emperor. Against the opposition
of the traditionalists he introduced the ˝ambulances volantes”, the so-called flying
ambulances. The aim was the medical treatment of the injured soldiers immediately
on the battlefield. This revolutionary treatment led to a benefit not only for the
own soldiers, but also for the wounded enemies. His innovation in the field of immediate
assistance of wounded persons, together with Larreys‘ outstanding medical competence,
saved thousands of soldiers lives on the battlefield of the Napoleonic wars. His memories
concerning the military campaigns, have been even up to the 20th century one of the
standard works of modern military surgery. He had as well great interest in urolological
injuries of the urinary system and their conservative and operative care. Up to these
days, his work shows a surprising actuality and perfect anatomic understanding. In
a time without anaesthetics, antibiotics and under primitive circumstances, Larrey
and his collegues accomplished surgical feats. Larreys flying ambulances were copied
by many different countries. The American Mobile Army Surgical Hospital (M.A.S.H)
is clearly based on his thoughts and ideals. In our opinion he is the father of the
modern war surgery as well the urological traumatology.
Schlüsselwörter:
Urologische Traumatologie - Larrey - Napoleon - Operationstechniken - fliegende Ambulanzen
Keywords:
urological traumatology - Larrey - Napoleon - operation techniques - flying ambulances