Z Gastroenterol 2013; 51 - P_5_12
DOI: 10.1055/s-0032-1332126

Analyse von Virus- und Wirtsfaktoren im Verlauf der akuten Hepatitis C in einer Kohorte von Patienten mit HIV-Koinfektion

J Dietz 1, T Lutz 2, G Knecht 3, P Gute 2, A Carlebach 2, G Grammatikos 1, C Füller 1, B Raziorrouh 4, H Diepolder 4, WP Hofmann 1, P Khaykin 5, C Stephan 5, HR Brodt 5, S Zeuzem 1, C Sarrazin 1
  • 1Klinikum der J. W. Goethe-Universität, Medizinische Klinik 1, Frankfurt/Main, Germany
  • 2Infektiologikum Frankfurt-City, Frankfurt/Main, Germany
  • 3Infektiologikum Frankfurt-Sachsenhausen, Frankfurt/Main, Germany
  • 4Klinikum der Universität München-Großhadern, Medizinische Klinik 2, München, Gemany
  • 5Klinikum der J. W. Goethe-Universität, Medizinische Klinik 2, Frankfurt/Main, Germany

Einleitung/Ziele:

Bei HIV-infizierten homosexuellen Männern (MSM, men who have sex with men) wird in Europa eine steigende Anzahl von akuten Hepatitis C Erkrankungen diagnostiziert. Zur Analyse von Virus- und Wirtsfaktoren, welche mit dem spontanen Ausheilen bzw. der persistierenden Hepatitis C Virus (HCV) Infektion assoziiert sind, wurde eine prospektive Studie von MSM initiiert.

Methodik:

Es wurden bisher 55 Patienten mit akuter Hepatitis C und HIV-Koinfektion in die Studie eingeschlossen. Bei Diagnose und alle 4 Wochen danach erfolgte die Abnahme von Blut zur Untersuchung virologischer/biochemischer Parameter. Ferner wurden Interleukin-28B (IL28B) Genotypisierungen (rs129797860) und klonale Sequenzanalysen der NS3-Protease durchgeführt um Mutationen im Verlauf der akuten Hepatitis C zu identifizieren.

Ergebnis:

Bei 45 (82%) Patienten persistierte die Hepatitis C Infektion, 4 Individuen (7%) zeigten eine spontane Ausheilung und der klinische Verlauf ist bei 6 Patienten (11%) unklar. Von 38 Patienten, welche eine PEG-IFN-α/Ribavirin-basierte Therapie erhielten, erreichten 36 Personen (95%) eine HCV-RNA-Negativität zu Therapieende oder eine SVR. Einen IL28B CC, CT bzw. TT Genotyp wiesen 24 (44%), 25 (45%) bzw. 6 (11%) der Patienten auf. Es war, aufgrund der geringen Fallzahlen von spontaner Ausheilung, keine Assoziation mit einem IL28B Genotyp detektierbar. Jedoch zeigten Individuen mit einem CC Genotyp im Vergleich zu CT/TT Genotypen vor Therapiebeginn stark fluktuierende HCV-Viruslasten (Median Delta HCV RNA Viruslast 3.1 log10 versus 1.4 log10 IU/ml). Innerhalb von 100 Tagen nach Diagnose war ein höherer maximaler Viruslastabfall bei Personen mit fluktuierender Virämie (Median 2.8 log10 IU/ml) sowie bei Individuen mit spontaner Ausheilung (Median 3.3 log10 IU/ml) im Vergleich zu Patienten mit Plateau-Virämie (Median 0.5 log10 IU/ml) beobachtbar. Patienten mit fluktuierender Virämie/spontaner Ausheilung wiesen höhere Median Peak Bilirubin- (1.7 versus 0.8mg/dl) und ALT-Spiegel (857 versus 265U/l) im Vergleich zu Patienten mit Plateau-Virämie auf. Es waren keine NS3-Protease Mutationen in Verbindung mit dem Krankheitsverlauf nachweisbar. Es wurden Zellkultur Assays zur funktionellen Analyse der Patienten NS3-Proteasen etabliert.

Schlussfolgerung:

Individuen mit spontaner Ausheilung bzw. mit einer fluktuierenden Virämie und persistierender HCV Infektion, zeigen in Verbindung mit hohen Peak Bilirubin- und ALT-Spiegeln einen maximalen Viruslastabfall von ≥2.8 log10 IU/ml. Stark schwankende HCV Viruslasten sind bei Patienten mit einem IL28B CC Genotyp im Vergleich zu CT/TT Genotypen nachweisbar.