Z Gastroenterol 2013; 51 - P_3_47
DOI: 10.1055/s-0032-1332042

Immature platelet fraction (IPF) als ein neuer Marker für Komplikationen der portalen Hypertension?

S Zuniga 1, F Lammert 1, B Appenrodt 1
  • 1Saarland University Medical Center, Department of Internal Medicine II, Homburg, Germany

Einleitung: Die bei Leberzirrhose häufige Thrombozytopenie wird auf einen peripheren Verbrauch bei Hypersplenismus infolge der portalen Hypertension zurückgeführt. Es konnte gezeigt werden, dass die Thrombozytopenie ein Prognosefaktor für das Auftreten einer spontan bakteriellen Peritonitis und von großen Ösophagusvarizen sein könnte. Die Bestimmung der Immature Platelet Fraction (IPF) ist ein Maß für den Anteil unreifer Thrombozyten, der die Thrombopoeserate widerspiegelt. Ein erhöhter Verbrauch geht mit einem erhöhten IPF-Wert einher (Norm 1,1–6,1%). In der aktuellen Analyse wurde IPF bei Zirrhosepatienten mit den beiden klinischen Indikatoren der portalen Hypertension Aszites und Ösophagusvarizen korreliert.

Patienten und Methoden: Bei 38 Patienten mit Leberzirrhose (Child A/B/C: 15/10/13) wurden der IPF-Wert und die Thrombozytenzahl mit dem Schweregrad der Leberzirrhose (Child-Pugh-Score), dem Auftreten von Ösophagusvarizen und Aszites assoziiert. Die Analyse von IPF wurde mittels Durchflusszytometrie (Sysmex XE-2100) gemessen. Eine hämatologische Grunderkrankung war ein Ausschluss.

Ergebnis: Der mittlere IPF-Wert lag bei 7,6±9,5% (Median: 5, Spannweite: 13; p=0,054), die Thrombozytenzahl war deutlich vermindert (MW: 86±68 G/l, Median: 55, Spannweite: 253; p<0,001). Ein hoher IPF-Wert korrelierte bei Patienten mit Leberzirrhose mit der Milzgröße (r=0,272; p=0,031). Interessanterweise hatten Patienten mit Ösophagusvarizen einen tendenziell höheren IPF-Wert (6,5±3,6%) als Patienten ohne Ösophagusvarizen (3,8±2,4%; p=0,06). Der IPF-Wert korrelierte zudem mit dem Schweregrad der Ösophagusvarizen (0°: 3,8±2,4%; I°: 4,6±2,7%*; II°: 7,8±3,4%*; III°: 7,4±4,5%; *p=0,03), die Thrombozytenzahl hingegen nicht (0°: 160±63 G/l; I°: 91±68 G/l; II°: 43±17 G/l; III°: 97±71 G/l). Anders zeigte sich dies jedoch bei der Assoziation zur Ausbildung von Aszites: Hier war eine erniedrigte Thrombozytenzahl mit dem Auftreten von Aszites assoziiert (Aszites: MW 67±56 G/l, kein Aszites: 144±78 G/l, p=0,046), keine Assoziation ergab sich zwischen der Ausbildung von Aszites und dem IPF-Wert (Aszites: MW: 7,1±4,2%, kein Aszites: MW 5,8±8,8%, p=0,89).

Diskussion: Die Bestimmung des Anteils unreifer Thrombozyten mittels IPF bei Patienten mit Leberzirrhose könnte neben der Differenzierung zwischen peripherem Verbrauch oder zentraler Bildungsstörung von Thrombozyten ein Prognosefaktor bei Leberzirrhotikern sein. Der Anteil unreifer Thrombozyten scheint mit der Ausbildung und dem Ausmaß der Ösophagusvarizen und damit mit dem Pfortaderdruck zu korrelieren, jedoch nicht mit der Ausbildung von Aszites. Prospektive Untersuchungen von IPF und Lebervenenverschlussdruck bei Patienten mit Leberzirrhose sollten folgen.