Klin Monbl Augenheilkd 2012; 229 - KV03
DOI: 10.1055/s-0032-1331516

Mundschleimhauttransplantation in der Augenheilkunde – alte Technik in neuem Licht

C Mai 1, E Bertelmann 1
  • 1Berlin – Klinik für Augenheilkunde, Charité Campus Virchow-Klinikum

Hintergrund: Viele Erkrankungen der Augenoberfläche und der Adnexe führen zu größeren Gewebedefekten oder Narbenbildungen. Ursachen können u.a. das okuläre Pemphigoid, Verätzungen oder Verbrennungen sowie der Zustand nach Tumorentfernung oder Wundheilungsstörungen sein. Bei der chirurgischen Versorgung ist die Transplantation von Mundschleimhaut eine bewährte Methode zur Defektdeckung und Fornixrekonstruktion. Methode: Wir nehmen Bezug auf die derzeitige Literatur sowie die aktuellen Behandlungsrichtlinien und erläutern anhand der in unserer Klinik in den Jahren 2011 und 2012 durchgeführten Fälle die einzelnen Indikationen, das chirurgische Vorgehen, die Ergebnisse und möglichen Komplikationen sowie Vor- und Nachteile dieser Therapieform. Ergebnisse und Schlussfolgerung: In die Auswertung wurden bislang 21 Patienten eingeschlossen, die in unserem Hause mit Mundschleimhauttransplantation versorgt wurden. 12 Patienten erhielten eine Defektdeckung nach Tumorexzision, 8 Patienten eine Fornixrekonstruktion bei bestehenden Symblephara und ein Patient eine Bindehautdeckung bei Filterkisseninsuffizienz nach filtrierender Glaukomchirurgie. Im Rahmen der Tumorchirurgie eignet sich die Transplantation von Mundschleimhaut aufgrund seiner Gewebeeigenschaften sowie der guten Verfügbarkeit sehr gut als Ersatz für die exzidierte Bindehaut und kann problemlos mit Eingriffen zur Lidrekonstruktion kombiniert werden. Aufgrund des Fehlens von schleimproduzierenden Becherzellen sollte im Falle schwerster Siccasymptomatik, z.B. nach Stevens-Johnson-Syndrom gegebenenfalls auf Nasenschleimhaut zurückgegriffen werden, die wegen ihres Gehaltes an Becherzellen einen Beitrag zur mukösen Phase des Tränenfilmes leisten kann.