neuroreha 2012; 4(04): 153
DOI: 10.1055/s-0032-1331354
Aktuelles aus der Forschung
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Tai Chi verbessert bei Parkinson das Gleichgewicht und schützt vor Stürzen

Contributor(s):
Jan Mehrholz
1   Prof. Dr. rer. medic. habil. Jan Mehrholz, SRH Hochschule für Gesundheit, Gera gGmbH, Villa Hirsch, Hermann-Drechsler-Str. 2, 07548 Gera
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
29 November 2012 (online)

Zusammenfassung der Studie

Ziele

Ziel der Studie war es, den Einfluss eines individuellen Tai-Chi-Übungsprogramms auf die posturale Kontrolle und die Sturzgefahr von Personen mit idiopathischem Parkinson zu evaluieren.


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Methodik

Patienten

195 Studienteilnehmer teilten die Forscher zufällig in drei Interventionsgruppen ein. Dazu rekrutierten sie Personen mit idiopathischem Parkinson-Syndrom im Hoehn und Yahr Stadium I bis IV (auf einer Skala von I bis V, wobei letzteres Stadium das schwerste ist).


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Design

Es handelt sich um eine randomisierte und kontrollierte Studie (RCT).


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Interventionen

Gruppe 1 traf sich zweimal die Woche zu einer Tai-Chi-Gruppenstunde. Trainer übten mit den Probanden symmetrische und diagonale Bewegungen der Arme und Beine und wie dabei das Gleichgewicht ausbalanciert wird. Gruppe 2 absolvierte ein therapeutisches Krafttraining, in Gruppe 3 wurden Dehnungsübungen ausgeführt. Alle Gruppen übten über den Zeitraum von 24 Wochen, zweimal wöchentlich 60 Minuten.


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Ergebnisparameter

Primäre abhängige Variable war der Limits-of-Stability Test (LOS, 0 bis 100 %). Beim LOS wird erfasst, inwieweit eine Person den eigenen Schwerpunkt (Center of Gravity, COG) in bestimmte Richtungen verlagern kann, ohne das Gleichgewicht zu verlieren (was im deutschsprachigen Raum am ehesten mit dynamischer Posturografie beschrieben wird).

Sekundär wurden Kraft- und Gangvariablen erhoben, der Functional Reach Test und der Timed Up & Go Test genutzt sowie die motorische Punktzahl der Unified Parkinson’s Disease Rating Scale erhoben. Ebenso wurde die Anzahl der Stürze erfasst.

Alle Messungen wurden verblindet zur Gruppenzugehörigkeit erhoben.


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Ergebnisse

Die Tai-Chi-Gruppe erreichte im Hauptzielparameter LOS signifikant bessere Ergebnisse als die Krafttrainings- und Dehnungsgruppe (zusätzliche Verbesserung in der maximalen Schwerpunktverlagerung im Gruppenvergleich um 5 bis 12 Prozentpunkte).

Die Patienten der Tai-Chi-Gruppe waren auch in allen sekundären Parametern den anderen Studienteilnehmern überlegen. Die Tai-Chi-Therapie verringerte die Anzahl an Stürzen im Vergleich mit der Dehnungsgruppe, allerdings nicht im Vergleich zur Kraftübungsgruppe.

Die Effekte hielten bis zu drei Monate nach Ende der Intervention an. Es traten keine schwerwiegenden Nebenwirkungen auf.


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Schlussfolgerung

Die Autoren schlussfolgern, dass Tai-Chi-Übungen bei Personen mit leichtem bis mittelschwerem M. Parkinson Einschränkungen der Balance verringern können. Außerdem können durch diese Therapieform sowohl funktionelle Verbesserungen als auch eine Reduktion der Sturzgefahr erreicht werden.


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