Klinische Neurophysiologie 2013; 44(03): 219
DOI: 10.1055/s-0032-1331188
Buchbesprechung
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Suchtmedizin kompakt – Suchtkrankheiten in Klinik und Praxis

Contributor(s):
Daniela Ivanyi
1   Hannover
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Publication History

Publication Date:
16 September 2013 (online)

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[1] Die Suchtmedizin hat sich innerhalb der letzten beiden Jahrzehnte in Deutschland zu einer Disziplin entwickelt, die übergreifend verschiedene Fachbereiche der Medizin betrifft.

Das vorliegende Buch befasst sich mit den Grundlagen der Sucht, deren Definition, Ursachen und klinischen Grundfragen und ermöglicht somit allen in diesem Bereich Tätigen einen realistischen Blick in sowie das praktische Rüstzeug für die Arbeit mit Suchtkranken.

In der 2., aktualisierten Auflage wurden hierbei auch die neuen Diagnoserichtlinien der DSM-V und ICD-11 als Orientierung herbeigezogen. Des Weiteren erfolgten zeitgemäße und zunehmend wichtiger werdende Ergänzungen im Bereich der Verhaltenssüchte, wie beispielsweise der Glücksspielsucht, welche kommend auch auf die Arbeit mit der Online-Sucht übertragen werden können.

Auch auf das Alkoholentzugsdelir, ein für alle Fachdisziplinen wichtiges und bedrohliches Krankheitsbild, wurde in der neuen Auflage intensiver eingegangen. Ebenfalls ein wichtiger und im vorliegenden Buch aktualisierter Aspekt ist die Substitu­tionsbehandlung Opiatabhängiger, speziell auch selbige mittels Heroin.

Besonders hilfreich sind, auch für tiefergehend Interessierte, die aktuellen Literaturhinweise am Ende der Kapitel, sowie die Medikamentenliste, das um aktuelle synthetische Drogen ergänzte Drogenlexikon und die zentralen Adressen für medizinisches Personal und Betroffene am Ende des Buches.

Inhaltlich ist das Buch in 4 Abschnitte gegliedert. Zunächst werden die klinischen Grundlagen der Suchtkrankheiten abgehandelt. Hierbei wird, neben den Stadien, psychologischen und therapeutischen Aspekten sowie der systemischen Perspektive auch ein Schwerpunkt auf die neurobiologischen Faktoren gelegt. Im zweiten, allgemeinen Teil, wird auf die grundlegenden diagnostischen und therapeutischen Werkzeuge und Optionen eingegangen, hierbei liefern anschauliche Tabellen und Zusammenfassungen wichtige Informationen auf einen Blick. Im dritten, speziellen Teil, werden nochmals ausführlich die unterschiedlichen legalen, inkl. Medikamente, und illegalen Drogen aufgeführt und unter diagnostischen und therapeutischen Blickwinkeln beleuchtet. Schwerpunkt, auch im Hinblick auf Folgeerkrankungen und Behandlung dieser, liegt dabei beim Alkohol, sowie bei den illegalen Drogen bei den Opiaten und der Substitutionstherapie. Im vierten und letzten Teil des Buches finden sich ein Anhang zu Drogennotfällen und -intoxikationen sowie die bereits o.g. Medikamenten- und Adressenliste und das Drogenlexikon.

Interessant wäre ggf. für eine aktualisierte Ausgabe die Erweiterung um bzw. Hinzunahme von migrationsspezifischen Suchtaspekten und Gerontopsychiatrischer Suchtmedizin.

Zusammengefasst lässt sich das Buch als kompaktes, inhaltsstarkes Basiswerk uneingeschränkt empfehlen für alle in Klinik und Praxis tätigen Ärzte und interessiertes medizinisches Personal, welche in ihrem Alltag interdisziplinär oder schwerpunktmäßig mit suchtkranken Patienten arbeiten.