Hebamme 2013; 26(3): 201-205
DOI: 10.1055/s-0032-1331113
Neugeborenes
Stillbeginn
Hippokrates Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG Stuttgart

Stillbeginn bei Trennung der Mutter von ihrem kranken Neugeborenen

Astrid Kruid
Hebamme, BSc Midwifery, Still- und Laktationsberaterin IBCLC, Hude
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Publication Date:
18 September 2013 (online)

Milchbildungsprozess

Schwangerschaftshormone wie Progesteron, Östrogen und Humanes Plazentalaktogen hemmen, bis auf kleinere Mengen Kolostrum, die Milchbildung. Nach der Geburt kann das wichtigste milchbildende Hormon Prolaktin seine Wirkung entfalten und eine reichere Milchbildung tritt ein.

Der Zeitpunkt der Laktogenese II (veraltet: Milcheinschuss), die ungefähr 50 Stunden post partum einsetzt, wird durch verschiedene Faktoren beeinflusst. Neben relativ feststehenden anamnestischen Eigenschaften wie der Parität und dem Geburtsmodus, spielen der Zeitpunkt des ersten Stillens und die Häufigkeit der folgenden Stillmahlzeiten eine große Rolle. Auch der ungestörte postpartale Hautkontakt von Mutter und Kind begünstigt ein längeres und problemloseres Stillen ([11], [12]).

In den ersten Stunden nach der Geburt sind das Neugeborene und die Mutter hellwach und aufmerksam und haben eine erhöhte Sensibilität für einander. Diese Zeit sollte genutzt werden, um ein erstes Stillen zu ermöglichen oder zumindest Hautkontakt zwischen mütterlicher Brust und Kind zu gewährleisten ([16]).

Eine Trennung von Mutter und Kind sollte erst nach ausgiebigem Hautkontakt und erstem Stillen oder zumindest einem Stillversuch stattfinden.

Auch das Messen und Wiegen des Kindes sollte erst danach erfolgen. Selbst die eingehende Untersuchung des Neugeborenen von Hebamme oder Arzt kann danach oder im Hautkontakt bei der Mutter stattfinden.

In der folgenden Zeit reguliert sich die Milchmenge durch Nachfrage und Angebot. Die endokrine Steuerung wird allmählich durch eine autokrine ersetzt. Die Häufigkeit des Stillens richtet sich nach dem Bedarf des Kindes. Ein häufiges Stillen, bis zu 12-mal in 24 Stunden und öfter, beeinflusst die Laktogenese II positiv. Sie geht dann seltener mit harten und schmerzenden Brüsten einher und die Umstellung zur reifen Muttermilch tritt schneller ein ([13], [15]).

Ist das Neugeborene zu schläfrig und wacht nicht von alleine zur nächsten Mahlzeit auf, sollte es nach 4 Stunden am Tag bzw. 6 Stunden in der Nacht geweckt werden.

Nach einer Gewöhnungszeit von 4–6 Wochen hat sich das Stillen in der Regel eingespielt.

 
  • Literatur

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