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DOI: 10.1055/s-0032-1330973
Neurobiologische Grundlagen von Abhängigkeitsentwicklung und Drogenmissbrauch – neue Erkenntnisse aus der Forschung
Eine Substanz kann zum Missbrauch verleiten, wenn sie hirneigene Mechanismen aktiviert, welche die Einnahme dieser Substanz mit Belohnungsgefühlen verknüpfen und damit eine Wiederholung dieses Verhaltens fördern (positive Verhaltensverstärkung). Diese neuronalen Mechanismen spielen eine wichtige Rolle beim Übergang vom kontrollierten Substanzkonsum zum Kontrollverlust über die Substanzeinnahme, bis hin zur Abhängigkeitsentwicklung. Beteiligte Neurotransmittersysteme sind das dopaminerge, das endogene opioide, das glutamaterge und das endocannabinoide System, welche die positive Verhaltensverstärkung in definierten neuronalen Schaltkreisen des Gehirns, dem sogenannten Belohnungssystem, fördern. Insbesondere Jugendliche zeigen eine starke Anfälligkeit für die Entwicklung von Substanzmissbrauch. Die Pubertät stellt eine äußerst sensible Entwicklungsphase dar und ist neben einer Vielzahl von drastischen neurobiologischen und hormonellen Veränderungen gekennzeichnet durch höchst impulsives und risikoreiches Verhalten. Sowohl die neurophysiologischen Veränderungen als auch die Verhaltenscharakteristika der Teenager-Zeit führen zu einer erhöhten Vulnerabilität von Jugendlichen für die Initiierung von Substanzgebrauch/-missbrauch und dadurch erhöht sich das Risiko für eine Abhängigkeitsentwicklung während dieser kritischen Entwicklungsphase.
Im Beitrag werden neurobiologische Grundlagen der Vermittlung des Belohnungsempfindens dargelegt, unter besonderer Berücksichtigung der Verarbeitung von Belohnungsprozessen in einem pubertären Gehirn. Ziel ist es dabei, vor allem Risiken und mögliche Gefahren dieser kritischen Entwicklungsphase anhand von Humanstudien aber auch neuer tierexperimenteller Daten herauszustellen. Ein zentraler Aspekt wird dabei die Klärung der Frage sein, warum speziell Jugendliche so anfällig für die Initiierung von Substanzgebrauch/-missbrauch sind und welche neuronalen Mechanismen maßgeblich beteiligt sind.