Fortschr Neurol Psychiatr 2013; 81(1): 7-8
DOI: 10.1055/s-0032-1330527
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die „Fortschritte Neurologie Psychiatrie“ in 2012

Fortschritte Neurologie Psychiatrie in 2012
J. Klosterkötter
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Publication Date:
22 January 2013 (online)

Zur Tradition der „Fortschritte“ gehört der jährliche Rückblick des federführenden Herausgebers auf das vergangene Jahr. Es begann mit der Neubesetzung der Schriftleitung, die zum Jahreswechsel 2011/2012 wieder turnusmäßig nach zwei Schriftleitungsjahren von einem der neurologischen auf einen der psychiatrischen Herausgeber überging. Mein neurologischer Vorgänger, Herr Prof. Gereon R. Fink, hat sich mit großem Einsatz und auch viel Freude an der editorischen Arbeit den Aufgaben des federführenden Herausgebers gewidmet. In einer so traditionsreichen Zeitschrift wie den „Fortschritten“ war es nicht ganz einfach, das 2009 gründlich vorbereitete und 2010 dann endgültig eingeführte neue elektronische System der Manuskript-Einreichung und -Begutachtung auch wirklich in eine gelebte und für alle Beteiligten selbstverständliche Praxis umzusetzen. Dass dies unter der Federführung von Herrn Kollegen Fink in so vergleichsweise kurzer Zeit gelang, war nicht zuletzt auch der Verdienst seines hoch engagierten Assistenten in der Schriftleitung, Herrn Prof. Peter Weiß-Blankenhorn. Er brachte alles das an Tugenden auf, was man zur Überwindung der anfänglichen Umsetzungsschwierigkeiten benötigte, Einfühlungsvermögen, Fingerspitzengefühl und viel Geduld im Umgang mit dem Verlag, den Autoren, den Gutachtern und den Mitherausgebern. Das Begutachtungsverfahren konnte in erfreulicher Weise vereinfacht, die Begutachtungszeit signifikant verkürzt und der Kreis der kontinuierlich, interessiert und engagiert für die „Fortschritte“ tätigen neurologischen und psychiatrischen Fachgutachter enorm verbreitert werden. Deshalb möchte ich in diesem Jahresrückblick zunächst einmal meinem neurologischen Vorgänger und seinem Editionsassistenten besonders dafür danken, dass der neuen Schriftleitung das modernisierte Manuskriptsystem gleich von Anfang an gut eingespielt und problemlos nutzbar zur Verfügung stand.

In 2012 schloss sich hieran dann ein weiterer bahnbrechender Modernisierungsschritt, nämlich die Öffnung der hauptsprachlich deutschen „Fortschritte“ auch für englischsprachige Beiträge an [1]. Der 80. Jahrgang war der erste in der außerordentlich langen Tradition unserer Fachzeitschrift, der interessierten Autoren die Möglichkeit bot, ihre Übersichten, Originalarbeiten und Kasuistiken in der dominierenden Wissenschaftssprache zu publizieren. Die Volltexte erscheinen im Online-Archiv der Zeitschrift unter www.thieme-connect.de/ejournals sowohl im html- als auch im portable document-Format (pdf) und die zugehörigen Abstracts werden zugleich auch in derjenigen Ausgabe abgedruckt, die den Beitrag in ihrem Inhaltsverzeichnis führt. Nicht nur die Abonnenten der „Fortschritte“ und die Mitglieder von Institutionen, die einen Zugang zum Online-Archiv der Zeitschrift erworben haben, können die Volltexte kostenlos zum Lesen herunterladen. Der Thieme-Verlag hat zum Start auch eine freie weltweite Verfügbarkeit im Sinne der open access-Option garantiert und hierdurch das neue Publikationsangebot in englischer Sprache erst wirklich attraktiv gemacht. Man kann damit sicher sein, dass die Beiträge die breitere internationale Leserschaft, die sie ansprechen sollen, tatsächlich auch erreichen. Zudem werden sie in allen wichtigen Datenbanken indiziert und weltweit in Bibliotheken und Forschungseinrichtungen zur Verfügung stehen. Die Öffnung einer viele Jahrzehnte lang rein deutschsprachigen Fachzeitschrift für englischsprachige Publikationen muss man natürlich erst einmal richtig zur Kenntnis nehmen. Sie hat aber bereits unter unseren angestammten und interessierten neuen Autoren Anklang gefunden und wird, weil sie einem schon lange und vielfach geäußerten Wunsch entspricht, wahrscheinlich in absehbarer Zeit das Profil der Zeitschrift doch ganz maßgeblich bereichern können.

Inhaltlich war auch in 2012 wieder ein breites Spektrum von aktuellen neurologischen und psychiatrischen Themen in unserer Zeitschrift vertreten. Dank des kontinuierlichen Manuskriptzuflusses aus beiden Fachgebieten konnte jedes einzelne Monatsheft ganz im Sinne des traditionellen Herausgeberprogramms interdisziplinär gestaltet werden. Auch die von der Leserschaft besonders geschätzte Fortbildungs- und Weiterbildungsserie ließ sich wieder weitgehend im direkten Wechsel mit didaktisch gut aufbereiteten Artikeln zu neurologischen und psychiatrischen Stoffgebieten bestücken. Desgleichen konnte die durchgehende Themenreihe „Begutachtung“ mit je einer Arbeit zur „Begutachtung psychisch reaktiver Traumafolgen“ [2] und zur Begutachtung von Unfallfolgen [3], die ebenfalls durchlaufende Folge „Neurobiologie“ mit dem Beitrag „Kognitive Funktionen des Kleinhirns“ [4] und auch die Serie „Neuroethik“ mit der Arbeit „Bilder des Geistes – was zeigen Gehirnbilder wirklich?“ [5] sowie einem instruktiven Beitrag zur Neuroethik des pharmazeutischen kognitiven Enhancements [6] erfolgreich interdisziplinär weitergeführt werden. Weitere Aktivitäten galten der Planung von Schwerpunktheften, in denen mehrere Beiträge zu einem für beide Fachgebiete interessanten Themenkomplex versammelt sind. Die aktuelle Ausgabe der „Fortschritte“ enthält dementsprechend drei Übersichtsarbeiten zur Epilepsie, die sich mit der „Kombinationstherapie bei Epilepsie“ [7], den „Erfahrungen mit Levetiracetam in der Behandlung des Status epilepticus“ [8] und „Medikamentös-induzierten Anfällen“ [9] beschäftigen. Insbesondere die letztgenannte Übersicht zur Anfallsinduktion durch Pharmaka ist sowohl aus neurologischem als auch aus psychiatrischem Blickwinkel von Interesse. Das nächste Schwerpunktheft wird die schizophrenen Störungen in den Mittelpunkt rücken und unserer Leserschaft durch die Veröffentlichung ausgewählter Beiträge zum 17. Weißenauer Schizophrenie-Symposium den aktuellen Wissensstand auf diesem Gebiet vermitteln. Insgesamt ist somit festzustellen, dass sich auch 2012 wieder das traditionelle, an der Bedeutung der Neurologie für die Psychiatrie und umgekehrt der Psychiatrie für die Neurologie festhaltende Programm unserer Zeitschrift in allen Publikationsformaten umsetzen ließ. Unter den zehn am Häufigsten gelesenen Artikeln des 80. Jahrgangs befanden sich psychiatrische Übersichten, beispielsweise zu den Essstörungen [10] oder zur heutigen und zukünftigen ADHS-Therapie [11], aber auch neurologische Beiträge beispielsweise zur motorischen Rehabilitation nach Schlaganfall [12] oder zu den Gangstörungen im Alter [13]. Das zeigt wieder einmal, dass Sie, liebe Leserin, und Sie, lieber Leser, sich für beide Fachgebiete gleichermaßen interessieren und wohl auch dann, wenn Sie überwiegend psychiatrisch oder vorrangig neurologisch tätig sind, von der Beschäftigung mit aktuellen Themen aus dem jeweils anderen Erkrankungsgebiet des zentralen Nervensystems profitieren. Im Übrigen hat in 2012 der Anteil an Originalarbeiten zugenommen, in dem über aktuelle wissenschaftliche Projekte mit ihren Ergebnissen und Konsequenzen für die weitere Forschung berichtet wird. Das ist angesichts der zusammenfassenden Wissensvermittlung durch Übersichten, die in den nicht primär englischsprachigen nationalen Fachzeitschriften zumeist dominiert, sicherlich bemerkenswert und spricht für wissenschaftliche Vitalität. Offenbar nimmt man die „Fortschritte“ doch auch erfreulich klar und mit der englischsprachigen Nutzungsmöglichkeit des Online-Archivs demnächst vielleicht noch stärker als ein Publikationsorgan für neue Forschungsergebnisse wahr.

Zu einem solchen Rückblick gehört natürlich vor allem auch die Danksagung der Herausgeber an alle, die im vergangenen Jahr zur Gestaltung und Entwicklung der Zeitschrift beigetragen haben. Es waren dies die angewachsenen Kreise unserer Autorinnen und Autoren, Gutachterinnen und Gutachter sowie die Leiterinnen des betreuenden Teams beim Thieme Verlag, Frau Rettenmaier und Frau Herdt, die inzwischen beide eine Auszeit nehmen und durch ebenso aktive Verlagskräfte vertreten werden. Ohne ihr großes Interesse, anhaltendes Engagement und aufgebrachtes Verständnis für die Zielsetzungen der Herausgeber hätten wir den 80. Jahrgang nicht in der dargestellten Weise verwirklichen können. Ganz besonders ist in diesem Dank Prof. Jens Kuhn mit einzuschließen, der als wissenschaftlich tätiger Psychiater und Neurologe Anfang 2012 die Assistenz der Schriftleitung übernommen und dieses Amt sehr verantwortungsbewusst mit großem Einsatz und viel Sachkunde umsichtig weitergeführt hat. Gemeinsam wollen wir Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, auch 2013 wieder einen Jahrgang der Fortschritte Neurologie Psychiatrie zur Verfügung stellen, dessen Lektüre gewinnbringend ist und sich für jeden am Zusammenhang unserer Fächer Interessierten wirklich lohnt.

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Prof. Dr. med. J. Klosterkötter