Geburtshilfe Frauenheilkd 2012; 72 - PO4
DOI: 10.1055/s-0032-1329439

Bevacizumab in der Brustkrebstherapie – Management schwerer Wundheilungsstörungen

C Nestle-Krämling 1, S Haack 1, M Rezai 2, W Janni 3, W Budach 4, E Boelke 4
  • 1Sana Kliniken Düsseldorf GmbH, Krankenhaus Gerresheim, Klinik für Senologie, Düsseldorf
  • 2Luisenkrankenhaus, Brustzentrum, Düsseldorf
  • 3Universitätsklinikum Düsseldorf, Frauenklinik, Düsseldorf
  • 4Universitätsklinikum Düsseldorf, Klinik Für Strahlentherapie und Radioonkologie, Düsseldorf

Einleitung:

Bevacizumab in Kombination mit einer taxanhaltigen Chemotherapie ist ein Standardregime in der firstline Therapie des Her2-negativen metastasierten Mammakarzinoms und wird zunehmend bei neoadjuvanten or adjuvanten Studienprotokollen untersucht. Wundheilungsprobleme im Zusammenhang mit der Applikation des Antikörpers gegen VEGF sind bekannt so dass planbare Operationen 6 bis 8 Wochen nach letzter Bevacizumabgabe durchgeführt werden sollten und postoperativ mit der Applikation mindestens 4 Wochen abgewartet werden sollten.

Methode:

Wir berichten über 3 Fälle schwerster Wundheilungsstörungen im Zusammenhang mit Mammakarzinomoperationen oder einer Systemtherapie bei Metastasierung vor, während und nach Bevacizumab-Therapie sowie über die Möglichkeiten der operativen Behandlung.

Patientinnen:

Eine 31-jährige Patientin mit einem frühen Lokalrezidiv eines triple negativen Mammakarzinoms wurde 6 Monate nach Nippel- sparender Mastektomie über einfache Mastektomie und Entfernung einer kontralateralen Axilla-Lymphknotenmetastase operiert und mit Taxan/Avastin nachbehandelt. Aufgrund schwerer Wundheilungsstörungen mit Rippen-Exposition im Mastektomiebereich waren 3 weitere Operationen inklusive einer TRAM-Operation zur Deckung notwendig.

Eine 67-jährige Patientin stellte sich unter Taxan/Avastin-Therapie wegen Lebermetastasierung mit einer ausgedehnten Abszedierung und spontanen Knochensequesterbildung im Sternumbereich vor und musste mit einer Latissimusplastik gedeckt werden.

Eine 62-jährige Patientin mit einem cT1 pN0 Mammakarzinom wurde im Rahmen eines neoadjuvanten Studienprotokolls (Remission bis ypT1a) mit Taxan/Avastin Chemotherapie brusterhaltend operiert und aufgrund von ausgeprägten Wundheilungsstörungen 6 Wochen postoperativ revidiert. Aufgrund einer weiter persistierenden Fistelbildung und der Zeitdauer nach initialer Brustchirurgie wurde 2 Monate postoperativ aufgrund der unabsehbaren Verzögerung der Strahlentherapie eine Mastektomie indiziert, die bei sauberen Wundverhältnissen über Nippel sparende Mastektomie und subpectorale Expandereinlage durchgführt werden konnte.

Zusammenfassung:

In allen 3 Fällen eines tripel negativen Mammakarzinoms wurden die Operationen aus unterschiedlichen Gründen nicht im empfohlenen Zeitintervall von 6 bis 8 Wochen nach letzter Avastingabe durchgeführt. In allen Fällen waren mindestens 2 bis 3 komplexe plastisch-rekonstruktive Eingriffe zum Wundverschluss notwendig. Schwere Wundheilungsstörungen nach Therapie mit Bevacizumab können bis hin zur Mastektomieindikation bei ansonsten brusterhaltend therapierbaren Patientinnen führen. Die Operationsplanung sollte daher strikt mit dem empfohlenen zeitlichen Abstand erfolgen.