Dialyse aktuell 2012; 16(7): 390
DOI: 10.1055/s-0032-1329383
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© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Ernährung von Dialysepatienten

Helmut Mann
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Publication Date:
28 September 2012 (online)

Der Erfolg einer Dialysetherapie bei einer terminalen Niereninsuffizienz basiert zu großen Teilen auf der begleitenden ernährungsmedizinischen Beratung des Patienten. Zum einen können die Patienten einige Substanzen, insbesondere Phosphat, in der zur Verfügung stehenden Zeit nicht hinreichend ausscheiden. Auf der anderen Seite ist zur Vermeidung einer Malnutrition eine ausreichende Aufnahme von Energie und Eiweiß mit der Nahrung notwendig. Darüber hinaus greift der Stoffaustausch im Dialysator bei jeder Behandlung massiv in den Wasser- und Elektrolythaushalt des Patienten ein, was einer besonderen diätetischen Beachtung bedarf.

Ein weiteres Problem besteht darin, dass ein Großteil der Ernährungsberater mit den speziellen Gegebenheiten der Nierenersatztherapie zu wenig vertraut ist und seitens der Ärzte nur unzureichend informiert wird. Zudem wird die Diagnose einer Malnutrition immer noch zu wenig gestellt und die Auffassung vertreten, ein solcher Patient solle doch einfach mehr essen. Ärzte verfügen in der Regel kaum über fundiertes Wissen zur genauen Zusammensetzung der Nahrungsmittel und deren Zubereitung. In vielen Fällen beschränkt sich daher die Ernährungsberatung eines Dialysepatienten auf folgende Punkte: „Trinken Sie maximal 500 ml mehr als Ihre tägliche Urinausscheidung, vermeiden Sie Salz und essen Sie keine Bananen, kein Trockenobst, keinen Schmelzkäse und trinken Sie keine Cola!“

Der Grundpfeiler einer kompetenten Ernährungsberatung ist die gute Zusammenarbeit zwischen Arzt und Ernährungsberater, um Dialysebehandlung und Ernährung optimal aufeinander abzustimmen. Ebenso essenziell ist eine eingehende Anamnese der Ernährungsgewohnheiten und Lebensumstände, um die Beratung individuell auf die Bedürfnisse des Patienten auszurichten. Die meisten Patienten haben sich im Laufe ihres Lebens feste Nahrungsgewohnheiten angeeignet, deren Umstellung oft sehr mühsam ist und einen angemessen hohen Beratungsaufwand sowie eine intensive Kontrolle hinsichtlich der Einhaltung der diätetischen Empfehlungen erfordert.

In dieser Ausgabe der Dialyse aktuell finden Sie Beiträge über den Einfluss der Hämodialyse auf den Salz-Wasser-Haushalt, eine Ernährung mit reduziertem Phosphorgehalt und die Labordiagnostik der Malnutrition bei Dialysepatienten. In meinem Beitrag gehe ich auf die Problematik des Salz-Wasser-Haushaltes bei Hämodialysepatienten ein. Hierbei wird oft übersehen, dass der übermäßige Durst eines Dialysepatienten meist erst durch die Dialysebehandlung und teilweise auch durch eine ungeeignete Medikation ausgelöst wird.

Dr. Roman Fiedler, Halle (Saale), berichtet über Präalbumin, das sich in vielen Studien als sicherste Messgröße des klinischen Labors zur Diagnose einer Malnutrition bei Dialysepatienten erwiesen hat. Da die Diagnose einer Malnutrition oft übersehen wird, sollte die Bestimmung von Präalbumin zum Bestand regelmäßiger Kontrollen bei Dialysepatienten gehören.

Dipl. troph. Christine Langer von der Fachgesellschaft für Ernährungstherapie und Prävention e. V., Aachen, gibt als Ernährungsspezialistin eine Übersicht über die Probleme einer phosphorreduzierten Kost, die bei fast allen Dialysepatienten erforderlich ist. Hierbei wird es bei dem wachsenden Angebot der modernen Nahrungsmittelindustrie sowie dem breiten Einsatz phosphathaltiger Zusatzstoffe immer schwieriger, eine phosphorarme, aber dennoch proteinreiche Kost anzubieten. Dies betrifft im Besonderen die zunehmende Anzahl alter Patienten, die sich in Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern aufhalten und meist keine individuell abgestimmte Ernährung erhalten.

Es sollte allen Beteiligten bewusst sein, dass eine qualifizierte Ernährungsberatung keine Folklore ist, die von Werbeabteilungen der pharmazeutischen Industrie angeboten wird. Vielmehr ist dies eine spezielle Leistung, welche die individuellen Gegebenheiten des Patienten mit dem Angebot der modernen Nahrungsmittelindustrie in Einklang bringen muss.