Geburtshilfe Frauenheilkd 2013; 73(6): 550-553
DOI: 10.1055/s-0032-1328465
GebFra HandsOn
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Eierstockkrebs. Therapie des primären Ovarialkarzinoms

Tanja Fehm
,
Regina Fugunt
,
Cornelia Bachmann
,
Alexander Marmé
,
Kostantinos Gardanis
,
Erich Solomayer
,
Eva-Maria Grischke
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

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revidiert n.a.

akzeptiert n.a.

Publikationsdatum:
26. Juni 2013 (online)

Hintergrundwissen

In Deutschland erkranken etwa 10 000 Frauen jährlich an einem Ovarialkarzinom. Das durchschnittliche Erkrankungsalter liegt bei 50–60 Jahren. Das lebenslange Erkrankungsrisiko einer Frau, an einem Ovarialkarzinom zu erkranken, liegt bei 1,6 %. Zahlreiche Faktoren haben sich als protektiv bzw. risikobehaftet für die Entwicklung eines Ovarialkarzinoms erwiesen ([Tab. 1]).

Tab. 1 Risiko- und Schutzfaktoren des Ovarialkarzinoms.

Risikofaktoren

  • Lebensalter

  • Infertilität

  • Sterilitätstherapie in der Anamnese

  • Nulliparität

  • frühe Menarche/späte Menopause

  • hereditäre Faktoren

  • Intrauterinpessare

  • Hormonersatztherapie mit Östrogenen

  • Endometriose

protektive Faktoren

  • Multiparität

  • Ovulationshemmer

  • Tubenligatur

  • Stillen

  • Progesteron

Mit einer Mortalität von 14,5/100 000 Fälle nimmt das Ovarialkarzinom in der relativen Mortalitätsstatistik der gynäkologischen Malignome den ersten Platz ein. Mehr als 90 % der Ovarialkarzinome treten sporadisch auf. Wichtig für die Prognose des Ovarialkarzinoms ist v. a. das Stadium der Erkrankung zum Zeitpunkt der Erstdiagnose.

Unabhängige Prognosefaktoren
  • Tumorstadium

  • postoperativer Tumorrest

  • Alter

  • Allgemeinzustand

  • histologischer Tumortyp (klarzellig, muzinös vs. serös-papillär)

  • Tumorgrading

Fast drei Viertel der Fälle werden erst in den fortgeschrittenen Stadien III und IV diagnostiziert, da keine charakteristischen Frühsymptome auftreten und bisher kein effektives Screening für Eierstockkrebs etabliert ist.

Klassische Spätsymptome sind:

  • Zunahme des Leibesumfangs durch Aszites/Tumor

  • Völlegefühl, Übelkeit

  • Gewichtszunahme (Aszites), -verlust (Kachexie)

  • Unterbauchbeschwerden

  • Dyspnoe (bei Pleuraergüssen)

  • Subileusbeschwerden, Diarrhö

Merke

Für das Ovarialkarzinom existieren bis dato keine etablierten Früherkennungsverfahren.

Der transvaginale Ultraschall hat für die Diagnostik den größten Stellenwert. Bei Vorliegen entsprechender sonografisch auffälliger Befunde kann mit hoher Wahrscheinlichkeit ein maligner Ovarialbefund diagnostiziert werden.

Sonografische Malignitätskriterien von Ovarialtumoren:

  • Tumorgröße (> 3–5 cm postmenopausal)

  • papilläre oder solide Anteile in zystischen Raumforderungen

  • irreguläre und dicke Zystenwand

  • multiple Septierung

  • heterogene Binnenechos

  • Aszites

Die Vaginalsonografie kann durch eine Doppler-Sonografie ergänzt werden. Maligne Ovarialtumoren weisen meist aufgrund der Neoangiogenese eine gesteigerte Perfusion in soliden Arealen sowie ein charakteristisches Doppler-Muster auf.

Tipp für die Praxis

Auf keinen Fall dürfen transvaginale oder abdominale Punktionen zystischer Ovarialbefunde durchgeführt werden, da Tumorzellen intraperitoneal ausgesät werden könnten.

Die aktuelle Therapie des primären Ovarialkarzinoms besteht aus 2 Säulen:

  • Operation und

  • nachfolgende platinhaltige Chemotherapie.

Nur bei Stadium FIGO IA G1 kann auf eine Chemotherapie verzichtet werden.

Ziel der operativen Therapie ist die möglichst vollständige Entfernung des Tumors (R0-Resektion), da der postoperative Tumorrest einer der wesentlichsten Prognosefaktoren darstellt. Dies gilt sowohl für frühe (I–IIA) als auch für fortgeschrittene Stadien (IIB–IV).

Die Standardchemotherapie beim fortgeschrittenen Ovarialkarzinom ist die Kombination aus Carboplatin AUC5 und Paclitaxel 175 mg/m2 alle 3 Wochen.

Eine neoadjuvante Chemotherapie sollte nur in Rahmen von Studien durchgeführt werden.

Merke

Die vollständige Entfernung von möglichst allen makroskopisch sichtbaren Tumorgeweben schafft die Voraussetzung für eine bestmögliche Wirkung der Chemotherapie.