Zusammenfassung
Hintergrund: In dieser Übersicht soll zu geschlechtsspezifischen
Unterschieden hinsichtlich Prävalenz, Therapie und Ergebnis bei Patienten
mit peripherer arterieller Verschlusskrankheit (paVk), Karotisstenose und
Bauchaortenaneurysma (BAA) Stellung genommen werden.
Methodik: Für die Literaturübersicht wurde die Datenbank Medline
(PubMed) unter den Schlüsselwörtern „peripheral arterial disease AND
gender“, „carotid stenosis AND gender“ und „abdominal aortic aneurysm AND
gender“ durchsucht.
Ergebnisse: 1.) Frauen (vorzugsweise schwarze Frauen) mit paVk
erfahren eher als Männer ein Bypassversagen oder eine Amputation. Gleichwohl
sollte das Geschlecht keinen primären Selektionsfaktor für die
Revaskularisationstherapie darstellen; trotz höheren Alters und weiter
fortgeschrittener Erkrankung der Frauen ließen sich bei ihnen in
publizierten Serien mit infrainguinalen arteriellen Rekonstruktionen
Offenheits- und Beinerhaltungsraten erzielen, die sich nicht von denen der
Männer unterschieden. 2.) Der Nutzen der Karotis-Endarteriektomie (CEA) bei
asymptomatischer Karotisstenose ist für Frauen geringer als für Männer.
Registerstudien weisen aber allenfalls für symptomatische Frauen im
Vergleich zu Männern ein erhöhtes perioperatives Risiko nach CEA auf, wobei
speziell bei Frauen die CEA besser als das Karotis-Stenting abschnitt. 3.)
Die Behandlung des BAA zeigt deutliche geschlechtsspezifische Unterschiede,
das Risiko der Ruptur ist bei kleinen Aneurysmen bei Frauen deutlich größer,
ihre perioperative Letalität nach offener und endovaskulärer Versorgung des
nicht rupturierten und rupturierten BAA höher als bei Männern. Trotzdem
profitieren auch Frauen von der endovaskulären Versorgung des BAA im
Vergleich zum offenen Vorgehen, wenn auch die Rate an endovaskulären
Behandlungen bei ihnen aufgrund anatomischer Gegebenheiten geringer als bei
Männern ist.
Schlussfolgerung: In der Regel wurden bei den genannten
Krankheitsbildern bei Frauen ungünstigere Ergebnisse als bei Männern
berichtet. Die Differenzen könnten zum einen biologisch begründet sein oder
sie beruhen auf der Tatsache, dass Frauen später als Männer
arteriosklerotische Veränderungen entwickeln, die zur Therapie zwingen.
Frauen sind damit bei Behandlung älter und mit mehr Risikofaktoren behaftet.
Hinzu kommt möglicherweise eine unterschiedliche Verordnung medikamentöser
Sekundärprävention des arteriellen Verschlussleidens. Es ist zu fordern,
geschlechtsspezifischen Unterschieden in weiteren Studien mehr als bisher
nachzugehen.
Abstract
Background: This overview comments on gender-specific differences in
prevalence, treatment and outcome in patients with peripheral arterial
disease (PAD), carotid stenosis, and abdominal aortic aneurysm (AAA).
Method: For the literature review, the Medline database (PubMed) was
searched under the key words “peripheral arterial disease AND gender”,
“carotid stenosis AND gender” and “abdominal aortic aneurysm AND
gender”.
Results: 1.) Women (preferably black women) with PAD experience rather
than men bypass failure or amputation. Nevertheless, gender should not
constitute a selection criterion for revascularisation therapy. Despite an
older age and more advanced stages of disease in women, infrainguinal
arterial reconstructions could achieve, in published series, patency and
limb salvage rates which did not differ from those of men. 2.) The benefit
of carotid endarterectomy (CEA) for asymptomatic carotid artery stenosis is
less for women compared with men. However, registries exhibited at best for
symptomatic women an increased perioperative risk of CEA compared with men,
with CEA especially in women better than carotid artery stenting. The
treatment of AAA shows significant gender differences. The risk of rupture
for small aneurysms is significantly greater in women compared with men, and
they have higher in-hospital mortality rates for both open and endovascular
repair of ruptured and intact AAA. Yet women also benefit from endovascular
repair of AAA compared to open repair, although their eligibility for
endovascular repair is less than that of men due to anatomic conditions.
Conclusion: As a rule, for the mentioned diseases less favourable
results were reported in women. This may reflect biological disparities, or
the differences are based on the fact that women develop arteriosclerotic
changes later in life, requiring treatment in older age, with more advanced
disease, and with higher comorbidity than men. In addition gender-related
differences in the use of secondary medical prevention of PAD have been
described. Future studies on the potential impact of gender on the results
of vascular surgery are needed.
Schlüsselwörter
peripheres arterielles Verschlussleiden - Karotisstenose - Bauchaortenaneurysma -
Geschlecht
Key words
peripheral arterial disease - carotid stenosis - abdominal aortic aneurysm - sex