TumorDiagnostik & Therapie 2012; 33 - A8
DOI: 10.1055/s-0032-1326661

Telomere Veränderungen bei MDS

T Brümmendorf 1, F Beier 1
  • 1Universitätsklinikum Aachen

Telomere setzen sich aus einem Nukleoproteinkomplex zusammen, der das Ende eines jeden Chromosomenarmes bildet. Biologisch haben Telomere zwei Hauptaufgaben: Zum einen verkürzen sie sich mit jeder Zellteilung und bilden somit die sogenannte “mitotische Uhr”, d.h. nach etwa 50 Zellteilungen erreichen die Zellen das sogenannte “Hayflick-limit” und gehen in den seneszenten Zustand über. Zum anderen verhindern intakte Telomere Fusionen und Aberrationen von Chromsomen und gewährleisten somit die Integrität und Stabilität der Chromosomen der Zelle. Veränderungen der Nukleoproteinstruktur und auch deutlich verkürzte Telomere, wie sie z.B. beim Überschreiten des „Hayflick-limits“ gefunden werden, können zu chromosomaler Instabilität und anschließender Malignisierung der Zellen führen. Dieser Zusammenhang zwischen progredienter, replikationsbedingter Telomerverkürzung, daraus resultierender chromosomaler Instabilität und Malignisierung/Tumorentstehung konnte für mehrere Modellerkrankungen gezeigt werden. Von besonderer Bedeutung ist in diesem Zusammenhang die Bestimmung der Telomerlänge, welche sich als Surrogatparameter nicht nur zur Abschätzung der bisherigen replikativen Vorgeschichte der Zelle eignet, sondern auch eine Abschätzung der Wahrscheinlichkeit des Auftretens von chromosomalen Veränderungen erlaubt.

Die Erforschung der Telomere und insbesondere der Telomerlänge ist bei myelodysplastischen Syndromen aus zweierlei Gründen besonders interessant. Zum einen zeigen die überwiegende Mehrheit der MDS Patienten Karyotypveränderungen, die meist nur unter Beteiligung der Telomere entstehen können wie z.B. Chromosomenfusionen. Zum anderen ist der häufig im Krankheitsverlauf vorkommende Erwerb von weiteren oder neuen Karyotypveränderungen meist auch mit einem fortschreitenden Krankheitsprogress und maligner Transformation verbunden. Diese Gemeinsamkeiten, insbesondere mit dem Modell der Tumorentstehung durch Telomerverkürzung, weisen klar auf eine Beteiligung der Telomere in der Pathophysiologie des MDS und in der malignen Transformation hin.

Ziel des Vortrages ist es eine Übersicht über den aktuellen Wissensstand hinsichtlich der Rolle der Telomere bei den einzelnen MDS Entitäten und deren möglicher Beteiligung in der Pathophysiologie zu geben. Ein besonderer Fokus liegt hierbei auf dem 5q-minus-Syndrom und dem Stellenwert der Telomerlängenbestimmung als möglicher prädiktiver Faktor bei dieser Erkrankung.