Intensivmedizin up2date 2013; 09(01): 37-52
DOI: 10.1055/s-0032-1326064
Allgemeine Prinzipien der Intensivmedizin
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Angehörige auf der Intensivstation

Hans-Georg Bone
,
Jens Ortmann
,
Jörg Freyhoff
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Publication Date:
06 February 2013 (online)

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Kernaussagen

Angehörige sind in der modernen Intensivmedizin kein Störfaktor, sondern ihre Anwesenheit, ihre Betreuung und ihre Anteilnahme an wichtigen Entscheidungen und auch teils an der Pflege sind Bestandteile einer patientenzentrierten Intensivmedizin. Eine Vielzahl von Aktivitäten des Intensivteams ist erforderlich, um die Zufriedenheit der Angehörigen zu erhöhen und psychische Störungen bei ihnen zu reduzieren:

  • Zuerst ist ein Umdenken vieler in der Intensivmedizin tätigen Ärzte und Pflegekräfte erforderlich, damit die Angehörigen in Zukunft als Partner im Behandlungsprozess angesehen werden.

  • Spezielle Schulungen des ärztlichen und pflegerischen Personals zur Verbesserung der Angehörigenkommunikation sind wichtig und sollten regelmäßig durchgeführt werden. Als Ziel könnte z. B. gelten, dass solche Schulungen mindestens einmal jährlich angeboten werden.

  • Bei bestimmten Intensivpatienten (Patienten mit einer wahrscheinlichen Aufenthaltsdauer von mehr als 7 Tagen oder mit einem wahrscheinlich letalen Ausgang) sollte man frühzeitig Familienkonferenzen planen, vorbereiten, durchführen und dokumentieren.

  • Man sollte allgemeine Informationsbroschüren für Angehörige von Intensivpatienten erstellen. Ebenso sind spezielle Informationsbroschüren für Angehörige vor der Durchführung von Familienkonferenzen und für Angehörige von auf der Intensivstation verstorbenen Patienten empfehlenswert. Bei Bedarf sollten solche Informationsbroschüren auch in anderen Sprachen vorhanden sein.

  • Angehörigengespräche sollte man bei allen Patienten dokumentieren. Die Kriterien des Peer-Review-Verfahrens für deutsche Intensivstationen [39] setzen als Ziel, dass dies zur Erfüllung des Qualitätsindikators auch wirklich bei mindestens 70 % der Patienten tatsächlich passiert.

  • Die Besuchszeiten auf den Intensivstationen sollte man individuell anpassen und mit den Angehörigen vereinbaren.

  • Die räumlichen Bedingungen auf einer Intensivstation sollte man für die Angehörigen so angenehm wie möglich gestalten.