Handchirurgie Scan 2013; 02(01): 69-89
DOI: 10.1055/s-0032-1326026
Fortbildung
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Rheumahandchirurgie

Martin Lautenbach
,
Michael Berndsen
,
Simon Kim
,
Alexander Zach
,
Andreas Eisenschenk
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
12. Februar 2013 (online)

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Zusammenfassung

Die Inzidenz der Arthritiden ist seit Jahren sehr hoch. Schwerwiegende Deformierungen und resultierende Funktionsverluste im Bereich der Hand sind auch in Zeiten moderner Basistherapeutika ein häufiges Problem für den Patienten mit rheumatischer Erkrankung. Obwohl die Anzahl der präventiven Eingriffe in den Rheumazentren nicht zuletzt aufgrund der besseren medikamentösen Therapieformen zurückgeht, ist doch häufig eine operative Therapie im Bereich der Hand erforderlich. Nicht nur bei den sog. „silent progressions“ (Voranschreiten der arthritischen Gelenkdestruktionen mit wenig Schmerzen und weitgehend unauffälligen Entzündungsparametern), unbehandelten oder unzureichend behandelten Patienten, sondern auch bei suffizienter Behandlung im Verlauf länger bestehender Erkrankungen sind zunehmend rekonstruktive chirurgische Therapien notwendig und deren Anzahl steigend. Sicher spielen dabei im Rahmen der Systemerkrankung eingetretene Apoptosevorgänge des Gelenkknorpels eine Rolle. Oft haben Patienten Angst vor korrigierenden Operationen, die zum Verlust von gewohnten Ersatzgreifformen führen könnten. Die Vorstellung beim Rheumahandchirurgen erfolgt daher oft erst, wenn schon präventive Maßnahmen nicht mehr möglich sind. Die früher übliche abwartende Haltung im Bezug auf die Erkrankung der rheumatischen Hand muss daher der Vergangenheit angehören.

Neben der Vorbeugung des Voranschreitens der arthritischen Zerstörungen sowie dem langfristigen Erhalt und der Rekonstruktion der gelenkbewegenden weichteiligen Strukturen ist die Wiederherstellung der Gelenkfunktion mit Schmerzlinderung auch bei den Arthritiden heute im zentralen Fokus der Behandlung. Spezifische operative Techniken bei den verschiedenen Stadien und Verläufen der einzelnen chronisch-entzündlichen Erkrankungen im Bereich des Handgelenks, der Fingergrund- und Mittelgelenke, des Daumens und der Sehnen kommen zur Anwendung. Die Bewertung der aktuellen operativen Möglichkeiten muss aber unter Berücksichtigung der arthritischen Gegebenheiten erfolgen. Das Ziel muss daher sein, für jeden Patienten mit der rheumatischen Erkrankung eine frühe gezielte Diagnostik und rheumahandchirurgische Therapie zu erreichen. Dies ist nur im Rahmen eines interdisziplinären Konzepts der Rheumazentren mit spezialisierten Handabteilungen gewährleistet.