Handchirurgie Scan 2013; 02(01): 49-67
DOI: 10.1055/s-0032-1326002
Fortbildung
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Frakturen der Phalangen

Alexander Zach
,
Martin Lautenbach
,
Harry Merk
,
Frank Eichenauer
,
Andreas Eisenschenk
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Publication Date:
12 February 2013 (online)

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Zusammenfassung

Die Behandlung von Fingerfrakturen ist nach wie vor eine Herausforderung für den jeweiligen Behandler. Grundsätzlich gilt, dass die frühzeitige Diagnosestellung und Behandlung von Fingerfrakturen Voraussetzungen für ein gutes funktionelles Ergebnis sind.

Aufgrund der verschiedenen Frakturformen und Frakturlokalisationen sowie der unmittelbaren Nähe zum komplexen Sehnenapparat und zu den Gefäß-Nerven-Bündeln gibt es zahlreiche konservative und operative Behandlungsverfahren. Während stabile nichtdislozierte Frakturen eine Domäne der konservativen Bruchbehandlung darstellen, sind instabile dislozierte Frakturen der Phalangen operativ zu behandeln [4] [8] [33]. Bei der Wahl des Osteosyntheseverfahrens sollte nicht nur die Frakturform und -lokalisation, sondern insbesondere auch die funktionelle Anatomie der Finger berücksichtigt werden. Ziel einer jeden Osteosynthese sollte neben der anatomischen Reposition auch eine stabile Retention sein, welche eine frühzeitige Mobilisation der Finger ermöglicht. Nur so kann in der ergo- und physiotherapeutischen Nachbehandlung, als weiterer zentraler Baustein in der Behandlung von Fingerfrakturen, ein gutes funktionelles Ergebnis erzielt werden [9].

Die Kirschner-Draht-Schrauben und die Plattenosteosynthese sind derzeit die bevorzugten Verfahren. Während die Kirschner-Drähte sehr weichteilschonend eingebracht werden können, weisen sie aufgrund unzureichender kortikaler Verankerung häufig eine zu geringe Frakturstabilität für eine frühfunktionelle Nachbehandlung auf. Platten- und Schraubenosteosynthesen dagegen führen insbesondere bei Frakturen ohne Knochenverlust zu einer sehr hohen Stabilität. Allerdings ist die für die Implantation zusätzlich notwendige Schädigung des vom Trauma selbst schon in Mitleidenschaft gezogenen Weichteilmantels ein nicht unerhebliches Problem, welches das funktionelle Ergebnis, insbesondere bei der Plattenosteosynthese, negativ beeinflussen kann.

Es ist bisher nicht geklärt, wie viel Stabilität überhaupt für eine frühfunktionelle Nachbehandlung notwendig ist. Obwohl Fingerfrakturen noch lange im Röntgenbild sichtbar sind, besteht im Allgemeinen schon nach 3 – 4 Wochen, unabhängig vom Behandlungsverfahren, eine ausreichende Übungsstabilität. Anhaltspunkt hierfür kann der Druckschmerz im Frakturbereich sein. Ist dieser verschwunden, kann man von einer ausreichenden Frakturstabilität für eine funktionelle Nachbehandlung ausgehen.

Im Allgemeinen kann bei einfachen Frakturen ein gutes funktionelles Ergebnis erreicht werden. Bei Komplexverletzung dagegen, insbesondere mit Weichteilschädigungen, ist in der Regel mit einem schlechteren funktionellen Ergebnis zu rechnen.