Handchirurgie Scan 2012; 01(01): 34
DOI: 10.1055/s-0032-1325714
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Neuartiges Verfahren zur Reparatur multipler Verletzungen des Ringbandsystems

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Publikationsdatum:
08. November 2012 (online)

Das Ringbandsystem der Langfinger besteht aus 5 anulären (A) und 3 cruciformen (C) Ringbändern. Verletzungen des Ringbandsystems sind häufige Handverletzungen beim Sportklettern und beim Freeclimbing. Sie entstehen allerdings auch bei unbedachten Belastungen im Alltag. In einer Studie der Kliniken für Orthopädie und Unfallchirurgie Bamberg und der Universität Erlangen-Nürnberg wird ein Verfahren zur Reparatur multipler Verletzungen des Ringbandsystems beschrieben.

Zur Festlegung des therapeutischen Vorgehens erfolgt bei allen Ringbandverletzungen eine Einteilung gemäß des „Pulley-Injury-Scores“. Einen Grad I nach dem Pulley-Injury-Score erhält dabei eine Ringbandzerrung. Eine Verletzung mit Grad IV entspricht multiplen Rupturen, so zum Beispiel von A2/A3, A2/A3/A4 oder auch einer singulären Ruptur (A2 oder A3) in Kombination mit Verletzung der Mm. lumbricales oder einer Kollateralbandruptur. Bei singulären Rupturen der A-Bänder hat sich ein konservatives, bei Mehrfachrupturen ein operatives Vorgehen etabliert. Operativ sind eine Vielzahl von Verfahren beschrieben worden.

Schöffl et al. beschreiben in ihrer Studie ein Verfahren zur Reparatur multipler Verletzungen des Ringbandsystems bei 6 Freeclimbern mit Pulley-Injury-Score Grad IV. Alle Sportkletterer berichteten über einen deutlichen Kraftverlust in den betroffenen Fingern sowie über Einschränkungen bei manuellen Tätigkeiten und Alltagsaktivitäten. Sonografisch konnten bei 3 Patienten Rupturen der Ringbänder A2/A3/A4 und bei 3 Sportlern Rupturen der Ringbänder A2/A3 nachgewiesen werden.

Die Rekonstruktion erfolgte mit einem Sehnentransplantat des Palmaris longus unter der Verwendung einer Operationstechnik, die aus einer Kombination der so genannten „one-and-a-half-loop-Technik“ nach Widstrom und der Schnürbandtechnik nach Weilby bestand. Ziel war die Wiederherstellung des gesamten betroffenen Ringbandsystems als funktionelle Einheit. Die Autoren bewerteten das Operationsergebnis im Mittel 28 Monate nach dem Eingriff anhand des Punktewertungsschemas nach Buck-Gramcko. Alle Patienten hatten nach diesem Score ein exzellentes therapeutisches Outcome. Die funktionellen Fähigkeiten konnten in 4 Fällen mit gut, in 1 Fall mit befriedigend und in 1 Fall mit ausreichend beurteilt werden. Die Beurteilung des sportmedizinischen Outcomes war in 5 Fällen exzellent, das heißt volle Funktionsfähigkeit wie vor der Verletzung. Bei 1 Patienten fiel das Ergebnis befriedigend aus, mit einem subjektiv empfundenen geringen Kraftverlust im betroffenen Finger und geringer Schmerzentwicklung unter Belastung.